Innsbrucker Stadtnachrichten
Jg.1984
/ Nr.9
- S.16
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ich
Baronin Therese von Sternbach
Adelheid beglückt. Im Jahre
1808 bereits verlor Therese von
Sternbach ihren Gemahl, wenige Monate später auch ihre kleine Tochter; und sie mußte nun
allein Sorge und Verantwortung
tragen für ihren Sohn und für
den großen Besitz.
Zudem kam das Jahr der ErheVon Josefine Justic
bung Tirols, 1809, dessen Geschehnisse Therese von Sternstellte im Kriegsjahr 1809 als
bach zu einer streitbaren und
Herrin der Ansitze Rizol und
furchtlosen Patriotin werden
Grabenstein in Mühlau ihren
ließen. Gleich zu Beginn der
„Mann", unterstützte tatkräftig
Kämpfe überließ sie Josef
den Tiroler Freiheitskampf und
Speckbacher und Martin Teigeriet sogar in bayerisch-franmer fast ihren gesamten Viehzösische Gefangenschaft. Aber
stand, verteilte Gewehre und
davon soll uns im weiteren ihr
stellte ihr Haus auch als Vereigenhändig verfaßtes Tagesteck für diese zur Verfügung.
buch berichten.
Nachdem Therese von SternTherese wurde am 20. Mai 1775
bach von einem ihrer Bedienten
als Tochter der Bürgersleute Joverraten worden war, der ausgesef und Walburga Obholzer in
plaudert hatte, daß sich in ihrem
Bruneck geboren. Bereits im
Hause Gewehre und Munition
gleichen Jahr verlor sie ihren
für die Tiroler Aufständischen
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befänden, kamen am 3. August
130 Mann, um sie zu verhaften
und das Kriegsmaterial zu beschlagnahmen. Einige Tage
mußte Therese von Sternbach
in ihrem eigenen Hause strengen Arrest über sich ergehen
lassen. Sie wurde von bayerischen und auch französischen
Offizieren strengstens bewacht,
bis sie in einer Nachtaktion am
4. August nach Innsbruck ge"
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bracht wurde. A m Abend des
13. August, nach der dritten
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bayerischen
Niederlage am
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Bergisel, wurde die Baronin
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dann zusammen mit Graf Sarnthein und Baron Schneeburg
nach München gebracht. Vom
21. August bis zum 16. Septem[ 1 .SrfUrfT. •
ber blieb sie in München arretiert. Über diesen Aufenthalt
:
steht in ihrem Tagebuch zu le} I
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sen: „Den 21. August bin ich in
München angekommen, und
gleich in das Arrestzimmer geführt worden, worin ich bis den
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16. September
eingesperrt
blieb. Während dieser Zeit wa!
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ren mir von der Gnade Sr. Majestät des Königs täglich 7 kr.
zur Verpflegung angewiesen,
und ich mußte auf Stroh liegen.
Da ich am 15. September aus allen Anstalten ahnete, daß mit
mir was vorgehen müsse, und
Grabstein in der Sternbachschen Familiengruft am alten Mühlauer ich beim Kerkermeister Erkundigung anstellte, so kam er um
Friedhof, auf dem auch Therese v. Sternbach genannt ist.
(Foto: M. Hye-Weinhart) 9 Uhr Abends, und meldete
Im heurigen Tiroler Gedenkjahr, in dem über die Person
Andreas Hofers so viel diskutiert und geschrieben wird, sollte auch einer wackeren Tiroler
Frau, der Baronin Therese von
Sternbach, gedacht werden. Sie
V.-
Vater; ihre Mutter verehelichte
sich später neuerlich. Aus Thereses Kinder- und Jugendjahren
ist bekannt, daß sie sorgfältig
erzogen wurde, die Schule mit
gutem Erfolg besuchte und besondere Begabung für praktische, häusliche Tätigkeiten
zeigte. Ihr Wesen war aber auch
kämpferisch und idealistisch,
was sich dann besonders in den
Kriegsjahren zeigte.
A m 17. Juni 1799, 24jährig,
heiratete Therese den 20 Jahre
älteren Franz Andreas Freiherrn von Sternbach. Das Paar
lebte vorerst in Gais bei Bruneck und später, nach dem Tod
des kaiserlichen Rates Karl
Matthias Freiherr von Sternbach, im Ansitz Rizol in Mühlau. Im Jahre 1801 wurden sie
mit dem nach dem Großvater
benannten Sohn und sechs Jahre später mit einer Tochter
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mir, daß ich Morgens früh um
5 Uhr gehängt werden soll. Ohne auf diese Schreckensnachricht außer Fassung zu kommen, war meine Antwort: das
wäre ein kurzer Prozeß, einen
Menschen ohne Verhör zu hängen, und wäre auch wider alles
Völkerrecht; sollte es aber wirklich so beschlossen sein, so sollen sie mich mit dem Angesicht
gegen Österreich, und mit dem
Rücken gegen Baiern und
Frankreich hängen, worauf ich
mich zwar auf mein Strohbett
niederlegte, die ganze Nacht
aber schlaflos zubrachte. A m
16. September Morgens wurde
ich nach Frankreich abgeführt,
worauf sich dann wohl veroffenbarte, daß es wegen des
Hängens nur boshafte Drohung
war." A m 23. September
schließlich kam Therese von
Sternbach als Gefangene in
Straßburg an, wurde in die Zitadelle gesperrt und verblieb dort
bis zum 14. Februar 1810. Endlich wurde die Baronin sodann
infolge der Amnestie des Friedens von Schönbrunn (14. Oktober 1809) aus der Haft entlassen und kehrte am 5. März wieder nach Mühlau zurück.
Im Jahre 1820 zeichnete sie der
Kaiser für ihre Verdienste um
das Haus Österreich mit der
großen goldenen Zivilehrenmedaille an der goldenen Kette
aus, im übrigen mit derselben
Auszeichnung, die auch Andreas Hofer vom Kaiser verliehen
bekommen hatte. Zeitlebens
blieb Therese von Sternbach auf
ihrem Ansitz in Mühlau und
verstarb auch dort am 15. April
1829.
H U N D ERT
JAHREN
20. September: Im Anzeigenteil des Boten für Tirol wird von
der Vorstehung des Ferdinandeums bekanntgemacht: „Beim
Ferdinandeum hier ist die Stelle
eines Custos, mit welcher eine
Jahres-Bestallung von 1000 fl.
verbunden ist, provisorisch zu
besetzen."
13. Oktober: Der Gemeinderat
genehmigt dem „hiesigen Bicycleclub die Benützung des Redoutensaales (= heute Stadtsaal) zu Fahrübungen an wöchentlich drei Abenden während des Winters gegen Bezahlung von 50 fi."
J.