Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.2

- S.30

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JUANA LA LOCA
Von Josefine Justic

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Im heurigen Gedenk- und Bedenkjahr anläßlieh der 500. Wiederkehr der Entdekkung Amerikas werden auch die Verbindungen zwischen Spanien und Österreich in
der Ära der Katholischen Könige und
Maximilians I. sowie der Casa d"Austria in
Spanien in Ausstellungen in Toledo wie
auch in Innsbruck aufgezeigt werden.
Der Mutter Kaiser Karls V., des ersten
spanischen Königs aus dem Hause Habsburg, Juana la Loca, sind diese Zeilen gewidmet.
Geboren am 6. November 1479 in Toledo
als Tochter König Ferdinands II. von Aragon
und Königin Isabellas I. von Kastilien,
verbrachte Juana ihre Kindheit zusammen
mit vier Geschwistern unter der Obhut gediegener Lehrer in Spanien. Nach Berichten
von Zeitgenossen galt sie als ein eher in sich
gekehrtes Kind, das an „öffentlicher Zurschaustellung" keinen Gefallen fand. Dennoch blieb es ihr nicht erspart, in den
Blickpunkt des öffentlichen Lebens der damaligen Zeit zu treten, als sie 1496 Spanien
verließ und in die Niederlande aufbrach, um
am 20. Oktober in Antwerpen Philipp den
Schönen, den einzigen Sohn K a i s e r
Maximilians I. zu heiraten.
War die 16jährige Juana nun einerseits an
der Seite ihres ebenso jungen wie gutaussehenden Gemahls glücklich, so war sie
andererseits den Intrigen am Brabanter Hof
nicht gewachsen. Als Spanierin bei den
niederländischen Räten nicht anerkannt,
fanden diese bald Wege, um Juana zu isolieren. Ihre Vertrauten und Bediensteten,
die sie aus Spanien mitgebracht hatte,
wurden entlassen, ja selbst die ihr zustehenden finanziellen Mittel wurden ihr zum
Teil vorenthalten und verschwanden in
dunklen Kanälen. Obwohl auch von Philipp
nicht im erhofften Ausmaß unterstützt, blieb
Juanas Leben in leidenschaftlichster Form
ganz auf ihren Gemahl hin ausgerichtet.
Erst im Jahre 1502, nachdem Juana in den
Niederlanden drei Kindern das Leben geschenkt hatte (Eleonore, Karl u. Isabella),
reiste das Paar erstmals nach Spanien. Juana
war inzwischen - nach dem Tod ihres Bru-

Figur der Juana la Loca in der Innsbrucker
Hofkirche. - Kupferstich von Johann Georg
Schedler und Carl Eichler. Original im Stadtarchiv.
ders - zur Anwärterin auf die spanische
Königskrone aufgestiegen. Dieser Besuch
sollte dazu dienen, sie bei den spanischen
Ständen als solche einzuführen. Philipp jedoch, der sich der Politik seiner Schwiegereltern nicht unterwerfen wollte, sondern
nur seine eigenen Ansprüche stellte - bei
denen er seine Frau in keiner Weise miteinbezog - verließ Spanien bereits im Dezember 1502 und ließ seine verzweifelte Frau in
Spanien zurück, die dort 1503 ihr viertes
Kind, Ferdinand, gebar.
Von Sehnsucht und Eifersucht gequält, war
es Juanas einziges Bestreben, wieder zu
ihrem Gemahl zu gelangen. Nach langen
und tiefgreifenden Auseinandersetzungen

STADTNACHRICHTEN - FEBRUAR 1992

mit ihrer Mutter war dies jedoch erst ein
Jahr später möglich.
Durch den Tod ihrer Mutter im Jahre 1504
und dem daraus sich ergebenden Anspruch
auf die Königskrone von Kastilien, wurde
Juana nun immer mehr zum Objekt des politischen Machtkampfes zwischen Philipp
und ihrem Vater Ferdinand. Der plötzliche
Tod Philipps (1506) in Spanien ließ Juanas
labiles Gemüt tiefer verdüstern und die in
ihrer Umgebung bereits aufgekommenen
Zweifel an ihrem gesunden Geisteszustand
verfestigten sich zusehends.
Erst nach Philipps Tod brachte Juana 1507
ihr fünftes Kind Katharina zur Welt.
Selbst ihr Vater, Ferdinand v. Aragon, dem
Juana noch immer in kindlicher Liebe zugetan war, nützte seine Tochter für seine
politischen Zwecke aus, ließ sie, nachdem
sie ihm die Regentschaft übertragen hatte,
in Todesillas, weitab von jedem öffentlichen Leben, fast wie in einem Gefängnis
einsperren. Unter diesen Voraussetzungen
verschlechterte sich der geistige Zustand
Juanas zusehends; eine weitere Demütigung
mußte sie durch ihren Sohn Karl erleiden.
Er kam nach dem Tode seines Großvaters
Ferdinand des Katholischen (1516) nach
Spanien, um seine Ansprüche geltend zu
machen, besuchte nur kurz seine Mutter und
entzog ihr schließlich ihr jüngstes Kind.
Im Zuge der Machtkämpfe um die Herrschaft in Spanien geriet Juana ein letztes
Mal 1520 zwischen die Fronten der politischen Parteien. Ihr psychischer Zustand ließ
es aber nicht mehr zu, Anordnungen zu
geben oder Entscheidungen zu treffen.
Nach diesem, ihrem letzten Scheitern,
gab es für Juana nur noch das Leben im „Gefängnis" von Tordesillas. Nun auch körperlich verfallend und geistig völlig umnachtet,
mußte sie dieses Leben noch 35 Jahre lang
ertragen, bis sie 1555 endlich durch den Tod
erlöst wurde. Fand Juana in der „Capilla
real" in Granada neben ihren Eltern und
ihrem Gemahl die letzte Ruhestätte, so erinnert in Innsbruck das Bronzestandbild am
Grabmahl Kaiser Maximilians in der Hofkirche an diese tragische Frauengestalt. •

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