Innsbruck Informiert
Jg.2022
/ Nr.3
- S.32
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Gesamter Text dieser Seite:
Stadtleben
Meisterwerke der Musik und Literatur
Viel Schauspiel bietet das Tiroler Landestheater im März.
Am Programm stehen jedoch auch eine energetische TanztheaterPremiere und das fünfte Symphoniekonzert dieser Saison.
M
ax Frischs 1957 erschienener
Roman „Homo Faber“ (Bühnenfassung: Volkmar Kamm) ist der
schonungslose Bericht des Ich-Erzählers
Walter Faber, der, wartend auf eine lebenswichtige Operation, eine Lebensbeichte
ablegt. Eine Dienstreise des Schweizer Ingenieurs Faber wird zu einem ungewollten Trip in die eigene Vergangenheit. Die
Ereignisse erschüttern Fabers Weltbild,
nämlich dass sich alle Probleme rational
lösen lassen. Auf der Schiffsreise zurück
nach Europa lernt er die junge Elisabeth
kennen, mit der er intensive Tage und Wochen des Glücks erlebt, besonders auf einer gemeinsamen Reise durch Südeuropa. Als sie von ihrer Mutter Hanna erzählt,
erkennt Faber geschockt, dass diese Hanna eine ehemalige Geliebte ist – und Elisabeth die gemeinsame Tochter, von der
er nichts wusste. Fabers Welt gerät aus
den Fugen.
Über das Menschsein
Im Schauspiel „Engel in Amerika. Die Jahrhundertwende naht“ ist Prior Walter an
AIDS erkrankt. Sein Partner Louis wendet
sich von ihm ab und findet Zuflucht beim
Anwalt Joe Pitt, der mit Louis seine unterdrückte Homosexualität entdeckt. Der Anwalt Roy Cohn, machtbesessener Drahtzieher der New Yorker Republikaner und Joes
Arbeitgeber, lässt sich von seinem Hausarzt lieber Leberkrebs diagnostizieren, als
sich einzugestehen, dass er AIDS hat. Tony
Kushner verwebt diese drei scheinbar losen Handlungsstränge mit faszinierender
psychologischer Präzision zu einem Sittengemälde der USA unter Ronald Reagan in
den 1980er-Jahren. „Die Jahrhundertwende
naht“, 1993 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, gilt als Meilenstein der amerikanischen Theatergeschichte.
Emotionaler Tanz
Beim Tanzabend „Dancing Angels“ präsentiert Enrique Gasa Valga zwei Choreografen von Weltruhm: Jiří Kylián nutzt
in „Falling Angels“ die Trommelklänge einer Komposition von Steve Reich, um die
für acht weibliche Tänzerinnen konzipierte Choreografie zu untermalen. In „Sarabande“ abstrahiert Kylián den gleichnamigen Tanz und hebt dessen Humor und
dessen Aggressivität hervor. Nacho Duato
entführt mit „Gnawa“ sein Publikum in die
Welt der Nachkommen des titelgebenden
Volkes und spürt der Natur Valencias mit
ihren Aromen, Farben und Gerüchen nach.
Aus dem hohen Norden
„Klang der Kulturen“ ist das Motto des
fünften Symphoniekonzerts am 24. und
25. März (Dirigent: Ainārs Rubiķis, Lettland). Nicht selten wurde Pjotr Iljitsch
Tschaikowski von westlichem Kulturgut
beeinflusst. Seine Ouvertüre-Fantasie
Hamlet nach William Shakespeare weckt
Assoziationen zur „russischen Seele“,
die häufig mit der Figur Hamlets in Verbindung gebracht wurde. Der finnische
Komponist Jean Sibelius beschrieb den
Kompositionsprozess seiner wohl beliebtesten, fünften Symphonie als ein „Ringen
mit Gott“. Da erscheint es mehr als verdient, dass am Ende „göttliche Melodien“
dabei herauskamen. AS
Unter der Regie von Grit Lukas wird Max Frischs
Homo Faber in den Kammerspielen gezeigt.
NTHE
INNSBRUCK INFORMIERT
© GÜ
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R EG
GER
„Gute Geständnisse besserer Menschen“,
ein Schauspiel von Gerhild Steinbuch,
lässt durch die dünnhäutige Normalität unseres Daseins blicken und legt den
Abgrund einer gekränkten Spezies offen.
Sonntags legt der Mensch seine Verkleidung ab und geht raus in die Natur. Dem
Leistungsdruck und dem Streben nach
verlorener Jugend ausgesetzt, leidet der
Mensch unter der Woche, ist sich selbst
und seinen Mitmenschen eine Zumutung.
Aber am Wochenende, da sind alle Menschen gleich, alle SportschuhträgerInnen
im Wald. Denn der Wald ist anerkannter
Rückzugsort und Schutzgebiet. Doch was,
wenn der Mensch, fern der Zivilisation,
plötzlich zur Kreatur wird und sich im Antlitz des anderen als JägerIn erkennt?
Ein amerikanisches Meisterwerk