Innsbruck Informiert
Jg.2023
/ Nr.6
- S.45
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Gesamter Text dieser Seite:
Bald nach Einbruch der Dämmerung gegen ½ 9 Uhr abends flammte es auf allen
Höhen auf und bald zog sich wie eine funkelnde Rubinkette die Reihe der Höhenfeuer von Spitze zu Spitze über Grate und
Kämme. […]
12. Juni
Theater im Löwenhaus. Direktor Max
Höller, der die vereinigten Linzer Bühnen
seit Jahren mit großem Erfolg leitet, hat
das Löwenhaustheater auf eine Reihe von
Jahren gepachtet und gründlich umbauen, sowie neu ausgestalten lassen. Die
Eröffnung dürfte Ende Juni erfolgen. Zur
Aufführung gelangen Volksstücke, Volksschauspiele sowie die beliebten OriginalPradler Ritterspiele. Neben Direktor Höller
wird auch dessen Gattin Anna Höller-Weiß
gastieren.
18. Juni
Einschränkung des Bezuges zollfreier
Liebesgabensendungen. Das Zolloberamt Innsbruck teilt mit: Durch eine Verfügung des Bundesministeriums für
Finanzen wird die bisher eingeräumte
Zollfreiheit für an private Einzelpersonen
eingehenden Liebesgabensendungen aufgehoben. […]
20. Juni
Der Wettersturz. Die Begleiterscheinungen des Kälteeinbruchs, ununterbrochener Regen im Tale und Schnee bis zum
Mittelgebirge, dauern bis zur Stunde an.
Die katastrophale Wirkung des Schneefalles auf den Bergen wird sich besonders
in der Almwirtschaft bei dem bereits auf
die Almweide getriebenen Vieh bemerkbar
machen. Der Schnee und die Kälte drängen das Almvieh in die Ställe und entzie-
Blick auf das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, zwischen 1915–1930
hen ihm das unentbehrliche Grünfutter,
so dass bei längerer Andauer der kalten
Witterung ein Almabtrieb in vielen Fällen
unvermeidlich werden wird. […]
21. Juni
Ein Blumenliebhaber. In mehreren Gärten wurden viele Blumen, besonders Rosen, Lilien und Nelken gestohlen. […]
23. Juni
Eine Korrespondenzkarte, die elf Jahre auf dem Wege war. Man schreibt uns:
Ein Bundesbeamter erhielt dieser Tage
von seiner im Jahre 1913 verstorbenen
Schwester eine Osterkarte, die laut Poststempel im Jahre 1912 beim Postamte
Dorf Riedau in Oberösterreich aufgegeben
wurde. Selbstverständlich war die Karte
mit dem damals üblichen Porto […] versehen. Heute musste der Empfänger für
die Zustellung der Karte ein Strafporto von
400 Kronen erlegen. Es frägt sich nun, wer
eigentlich der Schuldtragende ist, wo die
Karte so lange im Postfache gelegen, und
wieso das Postamt heute dazu kommt,
für eine ordnungsgemäße aufgegebene
Postkarte ein Strafporto vom Empfänger
anzufordern. Dass die Karte über 11 Jahre gebraucht hat, um in die Hände des
Adressaten zu gelangen, dafür kann der
Empfänger nichts.
30. Juni
In den Inn gesprungen. Am 19. d. M.
sprang auf der Innbrücke zwischen Terfens und Weer eine junge Frauensperson
in den Inn. Sie war mit dem Nachmittagszug von Innsbruck gekommen und kehrte
in der Restauration Klingler zu, speiste
dort, ersuchte dann die Kellnerin um ein
Schreibzeug und schrieb in aller Ruhe drei
Briefe, zwei nach Kufstein und einen nach
Innsbruck, zahlte dann und begab sich
gegen Weer auf die Innbrücke. Sie wurde beobachtet, wie sie auf das Geländer
stieg; als dann der Postbote von Weer sich
ihr nahte, führte sie schreiend den Sprung
mitten in den Inn aus. Sie schrie noch im
Wasser ein paarmal und verschwand dann
in den Fluten des Inn. Die Reisetasche ließ
sie auf der Innbrücke zurück.
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