Innsbruck Informiert

Jg.2023

/ Nr.11

- S.14

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023_Innsbruck_informiert_11
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Lebensraum Innsbruck

Codename:
Luisa
Junge Menschen genießen endlich wieder unbeschwert das Innsbrucker Nachtleben. Leider kommt
es in Bars und Clubs immer wieder zu sexuellen
Belästigungen. Ein Projekt setzt dabei auf Sensibilisierung und aktive Aufklärung.

W

enn eine Frau an der Bar nach
ihrer Freundin „Luisa“ fragt oder
ganz einfach um Hilfe bittet,
werden BarkeeperInnen und MitarbeiterInnen in teilnehmenden Innsbrucker Locations besonders aufmerksam. Seit Mai
2019 läuft die Präventionskampagne „Luisa ist hier“ in Innsbruck, die jungen Menschen – vor allem Frauen und Mädchen –
direkte, niederschwellige Hilfe bei sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt
bieten soll. In „Luisa“-Clubs, Bars oder Restaurants können sich alle Gäste an das
gesamte Personal wenden und erhalten
unmittelbare Hilfe und Unterstützung.
Dieses Gewaltschutzprojekt hat nach einer coronabedingten Ausgehpause nun
wieder an Fahrt aufgenommen. Aktuell
gibt es im Stadtgebiet 12 Clubs und Eventlocations, 14 Bars und sieben Restaurants, deren Personal speziell geschult ist.

Tabus brechen
Aber wozu ein Code? Genügt es nicht, jemanden einfach so um Hilfe zu bitten oder
auf eine beängstigende Situation aufmerksam zu machen? „Das Thema Belästigung ist noch immer mit Tabus behaftet.
Betroffenen Frauen fällt es oft schwer, sich
in unangenehmen Situationen an jemanden zu wenden und das Problem direkt
14

INNSBRUCK INFORMIERT

anzusprechen“, klärt Emma Egger von der
Innsbruck Club Commission auf. Der Code
„Luisa ist hier“ soll es leichter machen,
um Hilfe zu bitten und auf einen unguten
Vorfall aufmerksam zu machen. Dennoch
können Frauen und Mädchen auch ohne
Codewort um Hilfe fragen. Das geschulte
Barpersonal erkennt so oder so den Ernst
der Lage und hilft diskret, angemessen
und lösungsorientiert. Das Projekt „Luisa
ist hier“ kommt damit den Lokalen als Art
Qualitätsmerkmal zugute und signalisiert
den – vor allem weiblichen – Gästen, dass
sie sich dort wohler fühlen können, da sie
beim Personal in unangenehmen Situationen auf offene Ohren stoßen.

teilen“, informiert Emma Egger: „So können
wir in den Schulungen noch besser auf konkrete Situationen eingehen.“

Aktiv einschreiten
Eine weitere bedenkliche Entwicklung, die
bei den Schulungen ebenfalls berücksichtigt wird, ist das Thema K.o.-Tropfen: Partydrogen oder andere sedierend wirkende
Substanzen, die unbemerkt in ein Getränk
gemischt und von einer anderen Person

Das Bewusstsein schärfen
Dass diese Vorkehrungen angebracht sind,
zeigen die Zahlen: In Österreich ist jede
dritte Frau im Laufe ihres Lebens von sexualisierter Gewalt betroffen. Das reicht von
sexistischen Äußerungen, ungewollten Berührungen bis zur Fremdverabreichung von
Substanzen. Dieses gesellschaftliche Strukturproblem reicht auch ins Nachtleben,
deshalb ist es wichtig, Bewusstsein für dieses Thema in der Gesellschaft zu schaffen.
„Wir rufen auch ganz bewusst Betroffene
dazu auf, ihre Erfahrungen aus dem Nachtleben anonym und vertraulich mit uns zu

Aufbäumen gegen Gewalt
Auf das Thema Frauen und Gewalt
macht bundesweit das Projekt
„Renew4Grow“ aufmerksam. Seit
21. Oktober setzt ein Baum im
Waltherpark (St. Nikolaus) ein sichtbares Zeichen für das Aufbäumen von
Mädchen und Frauen gegen Gewalt.