Innsbruck Informiert
Jg.2023
/ Nr.11
- S.43
Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
ganisation, die sich der „Förderung der
allgemeinen praktischen Ausbildung von
jungen Frauen und Mädchen für die eigene
Häuslichkeit und für Berufszwecke“ verschrieben hatte. Zum Verein gehörte eine
Koch- und Haushaltungsschule, die sich
zunächst in der Sillgasse 17 und später in
der Templstraße 10 befand. Gelegentlich
wurde die Schule auch von Mitgliedern der
„High Society“ Innsbrucks besucht, etwa
1907 von der Baronin Spiegelfeld, Ehefrau
des Innsbrucker Statthalters Markus von
Spiegelfeld. Sie „nahm Kostproben vor, besichtigte alle Räume und sprach sich sehr
anerkennend über die Einrichtung und
Leistungsfähigkeit der Schule aus.“ 1911
gründete Brunner die Vereinigung der arbeitenden Frauen, die sich der Unterstützung von Frauen im Berufsleben widmete. Der Verein veranstaltete Abendkurse in
Maschinenschreiben und Stenografie sowie in Fremdsprachen.
Neue Tore öffnen sich
Nachdem das Beitrittsverbot in politische Vereine für Frauen 1909 aufgehoben
wurde, stand der Gründung der Österreichischen Frauenpartei 1929 nichts mehr
im Weg. Der Partei gelang es allerdings
nur einmal, mit einer Frauenliste bei politischen Wahlen zu kandidieren, nämlich
bei den Gemeinderatswahlen in Innsbruck 1931. Es handelte sich um einen
Zusammenschluss bürgerlicher Frauen,
die die „Frauen zu größerer Anteilnahme
am politischen Leben“ anregen wollten.
Sofern die Partei ein Mandat erhalten
würde, wollte man unentgeltlich im Gemeinderat arbeiten. Die in Wien publizierte Parteizeitung „Das Wort der Frau“
verfolgte den Wahlkampf in Innsbruck
gespannt. Sie erwähnt unter anderem
eine Wahlkampagne, wobei sich die Frauenpartei mit einem Auto und Lautsprechern auf die Maria-Theresien-Straße be-
geben haben soll, um ihre Forderungen
der breiten Masse kundzutun: „Achtung!
Achtung! Wählet am 17. Mai nichts anderes als die Liste der Frauenpartei! Wir wollen Fleisch ohne Skandal, Brot ohne Steuer, Wohnungen ohne Wucher! […] Frauen
wollen wir, die die Wirtschaft in Ordnung
bringen! […]“. Der politische Erfolg blieb
jedoch aus, die Innsbrucker Frauenpartei
konnte nicht ein Mandat für sich gewinnen.
Stillgelegt
Die meisten der damals aktiven Frauenvereine existieren heute nicht mehr. Bei
manchen ist das Auflösungsdatum unbekannt. Viele Organisationen wurden im
Jahr 1938 durch das nationalsozialistische Regime aufgelöst. Sozialistische und
kommunistische Vereine waren oft nur bis
1933/34 aktiv und wurden anschließend
vom autoritären Ständestaat verboten.
Veranstaltung des Hausfrauenvereins in der Messehalle
INNSBRUCK INFORMIERT
43