Innsbruck Informiert

Jg.2023

/ Nr.12

- S.23

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023_Innsbruck_informiert_12
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Stadtgeschichte

Innsbruck vor 100 Jahren
Aus dem Stadtarchiv von Sophie Wechselberger

7. Dezember
Obdachlosen-Versammlung in Innsbruck. Die vom Obdachlosenverein am
Mittwoch abends im Saale des Gasthofes
„Oesterreichischer Hof“ veranstaltete Versammlung wies, wie uns berichtet wird,
einen guten Besuch auf. Sie zeigte, daß
trotz aller Bemühungen, die schreckliche
Wohnungsnot zu mildern, die Zahl der
Wohnungslosen in Innsbruck in ständigem Zunehmen ist. Zu der Versammlung
ging es zeitweise sehr erregt zu; es wurden entrüstete Zwischenrufe gemacht und
Drohungen ausgestoßen, als der Obmann
des Vereines, Major Dragoni, sich über die
Tätigkeit des Wohnungsamtes beklagte.
Herr Waldmüller vom Hausbesitzerverein
machte das Mietengesetz für die Wohnungsnot verantwortlich; ein abgebauter
Beamter brachte die Tatsache vor, daß er
mit einer Familie von 15 Köpfen in zwei
Zimmern wohnen müsse. Auch sonst wurden aus der Versammlung heraus Beispiele über die krasse Wohnungsnot in Innsbruck angeführt.
11. Dezember
Der erste weibliche Jurisdoktor an der
Innsbrucker Universität. Am kommen44

INNSBRUCK INFORMIERT

Eintritt einen Vortrag über seine Reiseerlebnisse in Europa, Amerika, Asien, Afrika.
Wir haben bereits über die Wette dieses
Mannes, die Welt in 12 Jahren zu umwandern, berichtet.

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM(2)

3. Dezember
Ein sauberes Früchtl verhaftet. Aus Wien
wird gemeldet: Ein fünfzehnjähriger Mechaniker Lehrling aus Innsbruck, der seinem Vater, einem Sägewerkbesitzer, sechs
Millionen veruntreut und damit seiner jungen Innsbrucker Freundin, die Verwandte
in Wien besuchte, nachgereist und mit ihr
in Wien das Geld verjublt hat, wurde von
der Polizei verhaftet und seinen Eltern in
Innsbruck überstellt. Der Junge hatte sich
einen Ulster und seiner Freundin einen
Talmischmuck gekauft; für einen echten
hatte das Geld nicht mehr gereicht.

Blick auf die Museumstraße vor 1905

den Samstag wird an der Innsbrucker Universität Fräulein Mitzi Fischer zum Doktor
iuris promoviert. Fräulein Fischer ist eine
gebürtige Wienerin. In Wien absolvierte sie
auch das Gymnasium. Nach der Reifeprüfung oblag sie dem juristischen Studium
der Universität Innsbruck. Die zukünftige Doktorin hat sämtliche Prüfungen mit
Auszeichnungen absolviert, müßte also
nach dem früheren Brauche sub auspiciis
imperatoris promovieren. Jedenfalls ist
Fräulein Fischer die erste Dame, die sich
an der Innsbrucker Universität den juristischen Doktortitel erwirbt.
Doktor jur. und Hilfsarbeiter. Bei der
Innsbrucker Polizei meldete sich ein
Mann, der sich als Dr. jur. und als Hilfsarbeiter ausweisen kann. Der Mann stammt
aus dem Ruhrgebiet und ist vollständig
mittelos in Innsbruck angekommen. Er
wurde in seine Heimat befördert.
14. Dezember
Diebstähle. Einem durchreisenden
Amerikaner wurde in der Wartehalle auf

E-Lok Typ 1670.21 um 1930

dem Hauptbahnhofe eine Violine samt
Bogen, in einem Leinensack verpackt,
entwendet.
22. Dezember
Das lebensgefährliche Pflaster in der
Museumstraße. In der Museumstraße in
Innsbruck stürzte gestern ein alter Mann
so unglücklich, daß er auf das Hinterhaupt fiel und in bewusstlosen Zustande
von der Rettungsgesellschaft in das Spital überführt werden mußte. Das Pflaster
in der Museumstraße hat jedes Jahr zur
Winterzeit seine Opfer gefordert, es wird
bei jedem Frost oder Schneefall zu einer
Gefahr für die Glieder und das Leben der
Passanten. Es ist unbedingt nötig, daß
gründliche Schutzvorkehrungen getroffen werden. Bei Schneefall lasse man
die Schneedecke auf dem Pflaster, sie
ist immer noch besser gangbar als das
schlüpfrige Pflaster. Das Porphyrpflaster
selbst muß aber endlich durch Einkerben
von Rillen derart präpariert werden, daß
die Glatteisbildung im Winter unmöglich wird. Auch muß das Sandausstreuen

auf dieser gefährlichen Stelle besonders
pünktlich und sorgfältig geschehen. Oder
will man warten, bis diese Plasterkalamität ein Todesopfer fordert?
27. Dezember
Der erste elektrische Zug von Innsbruck
bis Landeck. Ab 21. Dz. wurde der erste
elektrisch geförderte, von Innsbruck bis
Landeck durchgehende Zug von der Bundesbahndirektion Innsbruck eingeleitet.
Damit wurde das den Siemens-SchuckertWerken obliegende Bauprogramm bezüglich der Fertigstellungstermine um zehn
Tage unterschritten. Mit dem eigentlichen
Fahrleitungsbau wurde am 18. Juni 1823
begonnen. Im Laufe von sechs Monaten
wurden insgesamt 60 Kilometer ausgerüstet unter Aufrechthaltung des uneingeschränkten Zugverkehres auf der einglei-

sigen Strecke. Die vollbrachte Arbeit wird
als Höchstleistung bezeichnet, da auf der
eingleisigen Strecke der Zugsverkehr außerordentlich dicht war. Vielfach wurden
innerhalb 24 Stunden 7000 Güter-Bruttotonnen über die Strecke befördert.
28. Dezember
Ein Weltreisender in Innsbruck. Heute
um 8 Uhr abends hält der Weltreisende
Fibinger, ein Deutschungar, im Gasthofe „Steden“ in der Anichstraße bei freiem

29. Dezember
Gefährliche Schießereien. Aus Hötting
schreibt man uns: Kürzlich wurde in der
Schneeburggasse einem 14jährigen Buben zwei Pistolen abgenommen, mit denen er sich angeblich mit Spatzenschießen vergnügt hatte. Kurz vorher wurde
auf dem Platze der Hund des Handelsmannes Inwinkel angeschossen. Das Geschoß drang dem Tiere in den Kopf. Da
auch viele Kinder gerade auf diesem Platze spielten, kann noch von einem Glücke
gesprochen werden, daß durch die Schießerei kein größeres Unheil entstand. Der
Fall dürfte noch ein gerichtliches Nachspiel haben.
31. Dezember
Ein falscher Dacharbeiter. In der Kaiser
Josefstraße schädigte ein ungefähr 28 bis
30jähriger Mann einen Hausbesitzer um
2.500.000 Kronen, dem er sich als Dacharbeiter ausgab und der ihm die Dachreparaturen übertrug.

SAFTIG G’SUND
mt
Mit den Clementinen kom
direkt
ine
am
Vit
ng
du
La
die geballte
ern
au
vom Sizilianischen Obstb
zu uns ins Fachgeschäft.

Täglich neue Stadtgeschichten
finden Sie unter:
www.innsbruck-erinnert.at
INNSBRUCK INFORMIERT

45