Innsbruck Informiert
Jg.2022
/ Nr.2
- S.32
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Gesamter Text dieser Seite:
Stadtleben
Atemlose Spannung garantiert
Das Tiroler Landestheater zeigt im Februar zwei Premieren, die unter die Haut gehen,
ein kafkaeskes Gastspiel und ein durch und durch „fantastisches“ Symphoniekonzert.
D
as Musical „Das Cabinet des Doktor
Caligari“ thematisiert die Urängste des Menschen vor übernatürlichen finsteren Mächten, denen er hilflos
ausgeliefert scheint. 100 Jahre alt ist der
gleichnamige Stummfilm, mit dem Robert
Wiene ein Meisterwerk des Expressionismus schuf und der dem Musical als Vorlage dient. In der Stadt geht ein Mörder um,
der das willenlose Werkzeug seines Meisters ist: Dr. Caligari, Leiter einer Irrenanstalt, hat ihn – Cesare – durch Hypnose gefügig gemacht. Jane, ein junges Mädchen,
träumt von der großen Liebe. Zwei junge
Männer, Alan und Francis, buhlen um ihre
Gunst. Auf dem Jahrmarkt lässt Caligari den hypnotisierten Cesare wahrsagen.
„Bis zum Morgengrauen“, ist die erschreckende Antwort auf Alans Frage, wie lange er noch zu leben habe. Und tatsächlich,
am nächsten Morgen ist er tot, erdolcht
von Cesare. Doch der schon Totgeglaubte
gibt sich noch lange nicht geschlagen. Die
Musik von Toni Matheis und Raymund Hu-
ber erzeugt 1920er-Jahre-Atmosphäre á la
Kurt Weill und findet dennoch einen ganz
eigenen schrägen Stil.
Raffiniert und expressiv
Als skandalös empfanden viele kritische
Stimmen Richard Strauss’ Musikdrama Salome nach Oscar Wildes gleichnamigem
Drama aufgrund seines blutrünstigen Endes. Salome ist fasziniert vom Propheten
Jochanaan, der von ihrem Stiefvater, König Herodes, gefangen gehalten wird. Sie
möchte ihn berühren, ihn küssen, wird jedoch mehrfach von Jochanaan zurückgewiesen und schließlich von ihm verflucht.
Das löst bei Salome perfide Rachegedanken aus. Herodes’ Aufforderung, für ihn zu
tanzen, kommt sie erst nach, als dieser ihr
verspricht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Mit
tonmalerischer Raffinesse und einer durch
scharfe Dissonanzen gesteigerten Expressivität treibt der Musikdramatiker Strauss
die Handlung in atemloser Spannung voran
und zeichnet eindringliche Charakterbilder.
© GÜ
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Die Welt als vielstimmiges Irrenhaus und
Dr. Caligari als ihr wahnsinniger Dirigent –
zu erleben im gleichnamigen Musical.
Kafkaeske Welt
In den Kammerspielen ist das Schauspiel
„Der Bau“ von Max Simonischek (nach
Franz Kafka) zu sehen. Kafkas Erzählung –
eine Parabel über die Gesellschaft – ist
das Protokoll einer unterirdischen Welt, in
der Glück und Paranoia eng verschwistert
sind. Es beschreibt die Gedankenwelt einer Art Menschentiers, das sich in einem
permanenten Ausnahmezustand befindet, gerichtet gegen die Außenwelt, gegen das Fremde. Wie in allen Erzählungen Kafkas werden auch hier Wesen, Tiere
und Menschen von den Konsequenzen ihres Handelns und Denkens unerbittlich
vor sich hergetrieben, meist verlassen von
jeglichem Realitätssinn.
Fantastische Musik
Im 4. Symphoniekonzert lässt das Tiroler
Symphonieorchester am 17. und 18. Februar
mit Mozarts Violinkonzert in G-Dur („Straßbourger Konzert“, Solist: Tobias Feldmann)
und Bruckners 5. Symphonie in B-Dur aufhorchen (Musikalische Leitung: Lukas Beikircher). 1773 wandte sich Mozart der Gattung „Instrumentalkonzert“ zu, in der er als
Klaviervirtuose große Erfolge feiern sollte.
Die ersten Konzerte schrieb er jedoch für
die Violine. Einfallsreichtum bewies auch
Anton Bruckner mit seiner fünften Symphonie, die er selbst seine „Fantastische“
nannte. Mit seinem „kontrapunktischen
Meisterstück“, das teilweise wie eine freie
Fantasie anmutet, bewegte er sich damals
in einer höchst modernen Klangwelt, ohne
auf Traditionen zu verzichten. AS
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