Innsbruck Informiert
Jg.2022
/ Nr.4
- S.58
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Stadtgeschichte
Mirakelberichte in
der St.-Jakobs-Kirche
Die Gnadenbücher im Archiv der Dompfarre beinhalten nahezu
3.000 Mirakelberichte von Wallfahrenden. Sie sind größtenteils
in authentischer Ich-Form verfasst und deshalb so einzigartig.
von Aurelia Benedikt
W
elche Beweggründe waren es,
in der St.-Jakobs-Kirche einen
Gnadenort zu etablieren? Die
Stadtpfarrkirche erlangte 1643 ihre Unabhängigkeit vom Stift Wilten. Es war ihr
somit möglich, einen eigenen Wallfahrtsort zu gründen.
Geschichtlicher Hintergrund
58
INNSBRUCK INFORMIERT
Erinnerungsbild
anlässlich der
Überbringung des
Mariahilf-Bildes
nach Innsbruck. Paul
Honegger, 1630,
Domsakristei St.
Jakob in Innsbruck.
Gumppenberg die Wallfahrt ein. Seinem
eifrigen Bemühen war es geschuldet, die
Bevölkerung zu ermutigen, alle Gebetserhörungen festzuhalten, um die Wirkmächtigkeit des Originals zu beweisen.
Seine Aktionen dienten der Promulgation des Wallfahrtsortes, somit der Konfessionalisierung, die das tridentinische
Konzil (1545-1563) in die Wege leitete.
© MÖLLER, NORBERT: DOKUMENTATION; VERLAG KIRCHE INNSBRUCK
Die Geschichte des Gnadenbildes stand
in enger Beziehung zu Leopold V. als ungeweihter Bischof von Passau, bevor er
Statthalter und später Landesfürst von
Tirol wurde. Das weithin populäre Marienbild durfte er sich in seiner diplomatischen Mission als Bischof in der
Gemäldegalerie des protestantischen
Kurfürsten Georg I. von Sachsen aussuchen. Der Domdekan von Passau, Marquard von Schwendi, ließ sich eine Kopie
des Marienbildes anfertigen und stellte
diese 1622 aufgrund visionärer Erscheinungen in der Holzkapelle auf. Da das
Gnadenbild einen großen Zulauf bei der
Bevölkerung erlebte, ließ er 1627 eine
Wallfahrtskirche am Mariahilf-Berg ob
Passau errichten. 40 Jahre später wurde
auch die St.-Jakobs-Kirche in Innsbruck
zu einem berühmten Marien-Wallfahrtsort. Unter dem Sohn und Nachfolger Leopolds, Ferdinand Karl, erfolgte 1650 die
Übertragung des originalen Gnadenbildes in die Stadtpfarrkirche. Im März 1662
führte der Jesuitenpater Wilhelm von
Das Mariahilf-Bild in der Seitenkapelle
der damals noch spätgotischen Kirche
vermittelte eine vertraute Atmosphäre
aufgrund seiner greifbaren Nähe.
Spiegelbild der Alltagskultur
In der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde
die Gnadenkapelle Mariahilf gleichsam
zum Epizentrum der Marienverehrung.