Innsbruck Informiert

Jg.2022

/ Nr.4

- S.59

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Mirakelbericht eines Votanten, der
den Hemdknopf aufzeichnete, den
sein Kind verschluckt hatte.

um einen Hemdknopf, der auf einem Mirakelbericht dargestellt wurde. Diese Unglücksfälle sollen dank Gebetserhörung
einen glücklichen Ausgang gehabt haben.

Hoher Frauenanteil

© ARCHIV, DOMPFARRE ST. JAKOB

Erstaunlicherweise war der Frauenanteil
bei Wallfahrten und Bruderschaften nahezu gleich hoch wie der Männeranteil.
Dies lässt sich auch in der Gnadenkapelle Mariahilf feststellen. Offenbar fanden
Frauen im Zeitalter der Konfessionalisierung die einzige Möglichkeit, ihrem häuslichen Milieu zu entrinnen, indem sie an
Wallfahrten teilnahmen und in Bruderschaften diverse Aufgaben im kirchlichen
Bereich übernahmen.

Menschen aus allen gesellschaftlichen
Schichten suchten Hilfe bei der Muttergottes und brachten in ihren Berichten
den Dank für ihre erhörten Gebete zum
Ausdruck. Die Mirakelberichte geben ein
eindrucksvolles Spiegelbild im Hinblick
auf den sozialen und beruflichen Status
der VotantInnen, ihre geografische Herkunft sowie den Anteil an Männern, Frauen und Kindern. Überproportional waren
in Innsbruck Hofbedienstete vertreten.
Zu ihnen zählten berühmte Künstlerpersönlichkeiten wie der Bauherr Christoph
Gumpp oder der Hofkapellmeister Severin Schwaighofer. Ferner brachten Handwerker, Händler und Gewerbetreibende

aus der bürgerlichen Schicht sowie Vertreter des Klerus und die Landesfürsten
ihre Anliegen vor die Muttergottes. Der
teils hohe Alphabetisierungsgrad ermöglichte es offenbar den VotantInnen, ihre
Berichte selbst niederzuschreiben. Ihre
Anliegen umfassten körperliche Krankheiten, Gebrechen, seelische Befindlichkeiten, Unfälle, Schwangerschaften, Geburten sowie Rechtsstreitigkeiten etc.
Die Berichte geben hautnah Einblicke in
die Sorgen der Menschen. Kinder veranschaulichen dies in besonderer Weise.
Nachweislich ereigneten sich kurios anmutende Vorfälle. Ein Kind verschluckte
ein Petschier-Stöckl, ein anderes wieder-

Aurelia Benedikt
Die Mirakelberichte des Gnadenortes
Mariahilf in der St.-Jakobs-Kirche in
Innsbruck (1662–1724)
Analysen zu ihrer Bedeutung
im Barockzeitalter
Aufgezeichnet von Karl Eller und
Michael Svehla
Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge, Band 72
Innsbruck 2021
INNSBRUCK INFORMIERT

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