Innsbruck Informiert
Jg.2025
/ Nr.6
- S.22
Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Stadtgeschichte
100 Jahre Flughafen Innsbruck
Seit mittlerweile hundert Jahren verfügt Innsbruck über einen Flughafen, der
jedoch mehrfach seine Örtlichkeit und seinen Namen wechselte und eine von
Höhen und Tiefen begleitete Entwicklung aufweist.
von Tanja Chraust
Am 15. Jänner 1948 nahm der Flughafen Innsbruck West (Piste: 900 m/ zwei Flugzeughallen/
ebenerdiges Flughafengebäude/Flughafenhotel/Tower) seinen Betrieb auf.
Der erste Flughafen Innsbruck wurde am 1. Juni 1925 (ebenerdiges Gebäude/zwei Flugzeughallen und ein
Grasflugfeld) eröffnet.
D
ie seit 1919 verfolgte Idee, in Innsbruck eine Luftverkehrsstation mit
dem Namen Flughafen Innsbruck
zu errichten, konnte trotz der schwierigen Nachkriegsjahre am 1. Juni 1925 mit
der Inbetriebnahme des Flughafengeländes (15,84 ha) verwirklicht werden.
Entscheidend dafür waren die Bereitschaft der Stadtgemeinde Innsbruck, einen Teil des städtischen Landgutes in der
Reichenau dem Flugwesen zur Verfügung
zu stellen (19. Dezember 1924), und die
Zustimmung des Landes Tirol sich an der
Tiroler Flugverkehrs-Gesellschaft (Gründung: 1. Mai 1925) zu beteiligen. Bereits
am Eröffnungstag nahm der Süddeut-
42
INNSBRUCK INFORMIERT
sche Aero Lloyd den werktäglichen Kurs
München-Innsbruck auf. Anfang September folgte noch die CIDNA mit der Strecke
Paris-Straßburg-Zürich-Innsbruck-Wien.
Ab 1926 führte die Deutsche Luft Hansa
(= damalige Schreibweise) die Linie München-Innsbruck durch. Zwischen 1930–
1933 erfuhr diese Strecke noch die Verlängerung nach Bozen-Trient-Mailand. Der
ÖLAG-Kurs Wien-Salzburg-Innsbruck mit
der sommerlichen Erweiterung auf Konstanz und Zürich (1927) kompensierte ein
wenig den Verlust der CIDNA-Verbindung
(1926). Während Alfred von Eccher (Flughafenleiter) die Rundflüge mit dem Flugzeug „Tirol“ durchführte, fungierte sein
Stellvertreter, Raoul Stoistavljevic, als Pilot
für Flugzeug-Höhentransporte, um alpine
Hütten aus der Luft zu versorgen. Der Flugbetrieb ruhte jeweils in den Nachtstunden
und im Winter, weil dem Flughafen dafür
die technische Ausstattung fehlte. Doch
die Folgen der Weltwirtschaftskrise (1929)
führten in den 1930er Jahren zu massiven Streckenkürzungen. Auch der anfangs vielfach erhoffte Aufschwung während der NS-Herrschaft war nur von kurzer
Dauer, denn das Vorhaben, einen neuen
Flughafen auf der Ulfiswiese (im Westen
der Stadt) zu errichten, reduzierte sich in
den Kriegsjahren auf die Installierung eines Notflugfeldes.
Nach einer Bauzeit von zwei Jahren nahm
die französische Besatzungsmacht am
15. Jänner 1948 auf dem Areal des Notflugfeldes (Nordseite der Ulfiswiese) den
neuen Flughafen mit der Bezeichnung
Innsbruck West in Betrieb. Ab dem Frühjahr 1949 trafen die ersten Chartermaschinen aus Amsterdam, Paris und London
ein, und danach folgten die ersten Linienflüge: KLM von Amsterdam (1950), Swiss
Air Lines (= damalige Schreibweise) von
Zürich (1951) und Eagle Airways von London (1955). Bald nach der Übergabe des
Flughafens an den österreichischen Staat
(13. September 1955) wurde der Name
auf Innsbruck Kranebitten abgeändert,
und 1959 nahmen die Austrian Airlines
die Linie Wien-Innsbruck-Zürich auf. Zwischen 1958 und 1960 wies der Flughafen
Kranebitten das zweithöchste Passagieraufkommen der österreichischen Flughäfen auf. Daher wurde 1960 beschlossen,
auf den noch freien Flächen südlich der
inzwischen 2.000 m langen Flughafenpiste eine neue Flughafenanlage zu errichten.
Jahren die wichtigsten Fluggesellschaften
(1968: Konkurs British Eagle/1969: Sanierungskurs Austrian Airlines/Umstellung
auf Düsenflugzeuge: Swissair) und stürzte
in eine tiefe Krise. Erst als sich die Innsbrucker Bevölkerung bei der Volksbefragung (17. Juni 1973) mit 68,72 % (Wahlbeteiligung: 10,59 %) gegen die Auflassung
des Flughafens aussprach, nahm man die
Installierung eines Anflugverfahrens in
Angriff. Mit dessen Inbetriebnahme (1976)
konnte man ab der Wintersaison 1978/79
zunehmend
Charterfluggesellschaften
aus Nord- und Westeuropa für InnsbruckFlüge gewinnen. Doch von tragender Bedeutung war die Aufnahme der TyroleanAirways-Flüge von Innsbruck nach Wien
Flughafen Innsbruck
(ab 24. April 1965)
Der am 24. April 1965 feierlich eröffnete
neue Flughafen Innsbruck (Südseite der
Ulfiswiese) verlor jedoch nach wenigen
© FRISCHAUFFOTO
© STADTARCHIV/STADTMUSEUM (2)
Flughafen Innsbruck West/
Innsbruck Kranebitten (1948–1965)
und Zürich (1. April 1980). Schon bald entwickelte sich dieser Home-Carrier zu einer großen europäischen Regionalfluggesellschaft. In den nächsten Jahrzehnten
erlebte das lokale Fluggeschehen (Linie/
Charter) einen enormen Aufwärtstrend,
der jedoch durch die Corona-Pandemie
(2020) schlagartig einbrach. Bis heute
konnte das Passagieraufkommen des Jahres 2019 (= letztes Jahr vor der Pandemie)
nicht erreicht werden (2024: - 37 % gegenüber 2019). Weiters führte die Fusionierung der erfolgreich agierenden Tyrolean
Airways (2015) in die Austrian Airlines und
das verstärkte Klimabewusstsein zu einem deutlichen Rückgang im Innsbrucker Fluggeschehen. Inzwischen verlagert
sich der Flugbetrieb auf das 1. Quartal mit
60 % (= Stand 2024 – 2.–4. Quartal: 40 %).
Die Zukunft des seit mittlerweile hundert
Jahren bestehenden Innsbrucker Flughafens ist im Zeitalter der Globalisierung nur
in einem vernünftigen Ausgleich zwischen
wirtschaftlichen und ökologischen Interessen gesichert.
Vor sechzig Jahren (24. April 1965) wurde die neue Südanlage unter dem Namen Flughafen Innsbruck (Piste: 2.000 m/Terminal mit Flugsicherungstrakt/Tower) in Betrieb genommen.
INNSBRUCK INFORMIERT
43