Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1976

/ Nr.3

- S.5

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Diese Ausgabe – 1976_Innsbruck_03
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Gesamter Text dieser Seite:
Olympiapost mit vielen Wünschen
Hunderte Anerkennungsschreiben aus aller W e l t erreichten den Bürgermeister
(Fr.) Was zwölf Tage ununterbrochener und intensivster Publicity
ausmachen können, wie Bekanntheitsgrad und Popularität durch
olympisches Geschehen hinaufschnellen, läßt sich auch an jener
Flut von Briefen ermessen, die sich nach glücklichem Ablauf der
Spiele auf den Schreibtisch des Bürgermeisters entlud. Anfragen,
Bitten, Wünsche, Dank und Gratulationen auch aus Gegenden und
Ländern, in denen man Wintersportbegeisterung nur am Rande
vermuten würde, bildeten zeitweilig den Hauptanteil der Tagespost
und harrten auf prompte Erledigung.
Da beteuerte eine Volksschulklasse aus Finale Ligure, beinahe Tag und Nacht vor den Fernsehschirmen gesessen zu sein,
um ihren Skichampions und auch
allen anderen die Daumen zu
halten. Und auch wenn sie selbst
an der Riviera doch nie etwas
mit Schnee zu tun hätten, so
habe sie gerade der Schnee und
die wunderbare Landschaft zu
echten Innsbruck-Fans gemacht.
Daran knüpft sich der Wunsch
an den Bürgermeister um recht
viel Bildmaterial, Wappen, Fahnen, Fotos und Autogramme
und der unausgesprochene, aber
doch spürbar sehnliche Wunsch,
einmal die wunderschöne Stadt
in den Alpen kennenzulernen.
Wetten, daß sich in Finale ein
begeisterter
„Innsbruck-Club"
zusammengefunden hat?
Aus
London
erreichte
den
.Chairman of Winter Olympics" der Brief einer Dame, die
einen Verwandten wiedergefunden zu haben glaubte. Bei der
Eröffnung der Spiele sei die Re-

de auch von einem gewissen
Gentleman namens „Lucka" gewesen, was in ihr als Vollwaise
Hoffnungen auf ein noch lebendes Familienmitglied
geweckt
habe. Beruhigend ist der Schluß
des Briefes. Es gehe ihr und
ihrem Mann finanziell recht gut,
so versichert Mrs. Lucca, und
dieses Schreiben habe nicht die
Absicht, „seit langem verschollene, reiche Verwandte" aufzuspüren.
Aus Amerika meldete sich ein
Souvenirjäger und erbat sich
vom Bürgermeister, nach gebührender Würdigung der Spiele,
nicht weniger als 100 Pappbecher mit Olympia-Emblem. Zumindest aber um die Angabe der
Kosten und die Adresse, wo das
Gewünschte erhältlich sei. Entschuldigend - und hier steht er
für Hunderte - beteuert der Papierbechersammler
aus
den
USA, er habe sich mit seinem
Anliegen halt an den Bürgermeister gewandt, da nur dieser
ihm bekannt sei.

Die neue Innpromenade an der Haller Straße wird demnächst mit
schmuckem Grün aufwarten können. Rund 80 verschiedene Bäume,
darunter Linden, Eschen und Ahorne, werden in den nächsten W o chen zusammen mit einigen tausend Sträuchern zwischen der Eisenbahnbrücke und der Gemeindegrenze von Innsbruck östlich des
Olympischen Dorfes angepflanzt werden. Bei der Auswahl der
Sträucher wurde vom Stadtgartenamf darauf Bedacht genommen,
daß sie durch ihre zu erwartende Höhe und Dichte gleichzeitig
auch einen Schutz gegen die Abgase der Kraftfahrzeuge auf der
Haller Straße bilden. Der westliche, zwischen Trakl-Park und Reichenauer Brücke gelegene Teil der neuen Promenade soll bereits
Ende April fertiggestellt sein und wird somit den „Maiausflüglern"
zur Verfügung stehen. 40 neue Parkbänke werden Innsbrucks passionierte Spaziergänger zum Ausruhen und Einlegen von Ruhepausen einladen. Für die Ausgestaltung dieser innerstädtischen Erholungsanlage ist im heurigen Jahr eine Million Schilling vorgesehen.
Innsbruck - Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Nr. 3

Aus der Bundesrepublik kam ein
besonders dringender Wunsch.
Ein Schrebergärtner zierte sein
Stückchen Natur mit Haus und
Zwergen, aber auch mit einem
Fahnenmast von 23 Metern Höhe. An diesem Mast nun ziehe
er bei großen Anlässen die jeweils adäquate Fahne auf. Zu
den Winterspielen erbat er sich
daher vom Bürgermeister eine
zehn Meter lange (!) Olympiafahne - eine Bitte, die die Möglichkeiten doch etwas überstieg.
Ein Engländer alter Schule, ein
„alter Soldat" dazu, hatte keine
Wünsche, sondern Worte höchster Anerkennung für die militärisch durchorganisierte
und
abgezirkelte
Eröffnungsfeier.
Ganz besonders hat ihm der
Gleichschritt der Musikkapellen
imponiert, das Herabschreiten
über die Stufen ohne falschen
Ton und falschen Tritt, mit hocherhobenem Kopf. Er habe in seiner Karriere viele Paraden abgenommen und könne daher
diese Leistung wohl beurteilen.
Glückwünsche an den Herrn
Bürgermeister!

Die nächste A u s g a b e von
„Innsbruck" erscheint am
15. A p r i l und wird kostenlos jedem Innsbrucker
Haushalt zugestellt. W e n n
Sie schon am nächsten Tag
in den Besitz des Mitteilungsblattes kommen, ist
dies ein Verdienst Ihres
Postzustellers. Sollten Sie
das Mitteilungsblatt „Innsbruck" einmal nicht erhalten, bitten wir Sie um eine
kurze Nachricht an das
Pressereferat im Rathaus,
Maria-Theresien-Straße 18,
Tel. 32 4 66, damit wir das
N ö t i g e veranlassen können.

So nur einige wenige von den
vielen hundert Anerkennungsschreiben aus aller Welt. Nicht
eine einzige negative Stimme,
nur Bewunderung für die Stadt
Innsbruck, die Spiele, die Landschaft, die Gastlichkeit. Auf die
Frage, wie bekannt und beliebt
ist Innsbruck eigentlich nach diesen Spielen, antworten der kleine Junge aus Arkansas, die
Dichterin aus Frankreich, die
Großmutter aus England nur
mit dem Superlativ „sehr".

Im Spiegel der Weltpresse
L"EQUIPE, PARIS: Trotz aller Befürchtungen, die wir vor den
Spielen hatten sowohl die
Drohungen
außerhalb
des
Sports als auch die Entwicklung
des Sports selbst - , wurden gerade die Spiele von Innsbruck
die schönsten, an denen wir je
teilgenommen haben. Die erste
und wichtigste Lektion von Innsbruck ist: Hier hat der Olympismus seine zweite Jugend gefunden.
SCHWARZWÄLDER BOTE,
OBERNDORF (BRD): Innsbruck
hat den Olympischen Winterspielen den Weg in die achtziger Jahre gewiesen. Die Tiroler
Metropole verstand sich wie
schon 1964 als überzeugender
Anwalt der Winterspiele. Rund
zwei Millionen Besucher bei den
Wettkämpfen der sieben Sportarten mit ihren 37 Entscheidungen gaben dem Ereignis Volksfestcharakter. Das Erfolgserlebnis der zwölf Tage, das die
Mehrheit der Aktiven und Besucher empfunden hat, fordert das
Internationale Olympische Komitee zur Überprüfung seines
umstrittenen Verhältnisses
zu
den Winterspielen heraus und
verlangt von den Wintersportfachverbänden weniger Egoismus oder Selbstsucht.
LUZERNER NEUESTE
NACHRICHTEN: Man darf dem Land
Österreich und vor allem den
Innsbruckern das Zeugnis aus-

stellen, diese MonsterveranstaU
tung unter recht schwierigen Bedingungen in bemerkenswerter
Manier über die Bühne gebracht
zu haben. Pannen sind in einem
solchen Riesenapparat unvermeidlich, doch standen sie in
Innsbruck sicher nicht im Vordergrund . . . Die österreichischen Nachbarn haben gezeigt,
daß auch ein kleines Land
durchaus in der Lage ist, in vernünftigem Rahmen Olympische
Winterspiele zu organisieren.
Daß sich die Österreicher engagierten, scheint mir durchaus
normal zu sein. Nur ist nach
meiner Meinung der Bogen
überspannt worden. Die Massenmedien haben ihren goldbetreßten Olympioniken Chancen angedichtet und sportliche
Verantwortungen
aufgeladen,
die zu einer schlechten Ambiance führten. Entsprechend zwiespältig war der Eindruck vom
letzten Wettbewerb
auf der
Bergiselschanze. Die Organisatoren haben sich eine Goldmedaille ehr- und redlich verdient,
nicht aber die von geifernden
Reportern und Kommentatoren
fehlgeleiteten Fans.
BADISCHE
ZEITUNG,
FREIBURG: Innsbruck gewann während der Olympischen Winterspiele Tausende von
neuen
Freunden. Die Sympathiewerbung dieser Tage ist für Freiburgs Partnerstadt Gold wert.
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