Innsbruck (Amtsblatt)
Jg.1979
/ Nr.8
- S.12
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Symbol für „Graß-Innsbruck"
Nach jahrelangen Verhandlungen
wurden mit 1. Jänner 1904 die bis
dahin selbständige Gemeinde Wüten und die Fraktion Pradl der Gemeinde Amras in die Landeshauptstadt Innsbruck eingemeindet.
Dieses wichtige Ereignis unserer
Stadtgeschichte war Anlaß genug
für Innsbrucks Bürger, schon im
Jahre 1903 ein Komitee zu gründen, das sich zum Ziel setzte, ein
würdiges Denkmal zur Erinnerung
Von Josefine Justic
an die Schaffung von „Groß-Innsbruck" zu errichten. Die finanziellen
Mittel dazu sollten durch freiwillige
Spenden aus der Bevölkerung zustande kommen.
Da trat aber nun einer der größten
Wohltäter Innsbrucks, Hans Freiherr von Sieberer (1830-1914), auf
den Plan und unterbreitete dem damaligen Bürgermeister Wilhelm
Greil in einem Brief vom 14. November 1903 folgenden Vorschlag:
„Gewiß wäre es schön, wenn
durch Sammlungen in Bürgerkreisen die Kosten der Errichtung dieses Denkmals gedeckt werden
könnten, aber ich zweifle sehr, daß
eine Summe von mindestens
150.000 Kronen in kurzer Zeit zusammenkäme, und so viel wird ein
würdiges Denkmal kosten, wenn es
der Stadt zur Zierde und Ehre gereichen soll. Ich bin der Ansicht,
daß ein Denkmal, welches den
wichtigsten Akt in der Entwicklung
der Landeshauptstadt verewigen
soll, nicht erst im Laufe von Jahren,
sondern sofort zur Ausführung
kommen sollte... Ich bin kein
Freund von langem Herumziehen,
sondern ein Mann der raschen Tat,
und erkläre mich bereit, binnen
Jahresfrist ein Denkmal fertigzustellen, wie ein solches wenige
Städte aufzuweisen hätten."
Dieses Anerbieten Sieberers wurde
vom Gemeinderat mit „lebhaften
Zustimmungsrufen und innigem
Dank" angenommen.
Bereits im Februar 1904 konnte das
Modell eines Monumentalbrunnens, das nach Ideen des Spenders vom Wiener Bildhauer Franz
Baumgartner entworfen wurde, im
Siebererschen Waisenhaus aufgestellt und von den Innsbruckem begutachtet werden.
Unter der Leitung des k. k. Baurates Josef Huter wurden dann die
Vorbereitungsarbeiten am Bahnhofsplatz (= Südtiroler Platz), auf
dem der Brunnen aufgestellt werden sollte, durchgeführt. Hiezu war
ein 20 m großer Abschnitt an der
Südseite des Platzes ausersehen.
Nachdem auch das Rohr für die
Wasserzufuhr verlegt war, wurden
im Frühjahr 1905 die Granitblöcke,
die obere Brunnenschale und der
Obelisk aufgestellt und zusammengefügt. Im Sommer folgte die Figur
des Genius mit dem Kranz und Palmenzweig, die auf die Spitze gesetzt wurde, und im September
sind die von A. Krupp in Wien gegossenen drei symbolischen Bronzefiguren - Innsbruck, Wilten und
Pradl darstellend - hinzugekommen. Sie wurden damals in den
Innsbrucker Nachrichten wie folgt
beschrieben: „Die drei Personifikationen der Stadt Innsbruck, der
Gemeinden Wilten und Pradl sind
mächtige sympathische Frauengestalten und im Guß vorzüglich ge2
lungen. Oenipontana in der Mitte,
die anderen etwas überragend, mit
der Mauerkrone auf dem Haupte,
wendet sich im Gespräche etwas
nach rechts zu der neben ihr sitzenden Veldidena, ihr die Rechte bietend. Letztere Figur, mit der anderen Hand das Stadtwappen haltend, hat einen besonders sympathischen Gesichtsausdruck. Die
Haare sind mit Edelweiß geschmückt, das Kleid ist sehr reich
und die Gürtelschnalle mit dem
Wappen von Wilten, dem römischen Zelte, geziert, Die Vertreterin
von Pradl, zur Linken der Oenipontana sitzend, welche ihr vertraulich
die Hand auf die Schulter legt, ist
als ländliche Schöne gedacht, in
dürftigerer Kleidung und ohne Sandalen, mit Feldblumen in den Haaren und mit einer Garbe und Sichel
in den Händen. Die Haltung und
Aktion der Gruppe ist lebendig und
edel." Auf der Rückseite des Brunnens waren ebenfalls als Bronzefiguren der Inn und die Sill dargestellt. Am 15. Juli 1906 wurde der
Monumentalbrunnen von seiner
Verplankung befreit, die Zieranlage
davor war auch bereits angelegt,
und am 29. Juni wurde er in Anwesenheit Erzherzog Eugens und
Hans von Sieberers feierlich enthüllt und der Stadt Innsbruck übergeben.
Nach etwas mehr als 30 Jahren allerdings - im Jahre 1939 - wurde
der Vereinigungsbrunnen von den
damaligen Behörden abgetragen
und nicht wiederaufgestellt. Heute
erinnert nur noch eine Brunnenschale am Domplatz an dieses
Denkmal für „Groß-Innsbruck".
VOR HUNDERT J A H R E N
5. August: In den Räumen der Universität wird die tirolische Kunstausstellung eröffnet. Anhand von
500 Gemälden hat man eine vollständige Übersicht der ganzen Entwicklung der Kunst in Tirol. Der Information der Besucher dient ein
hiezu erschienener Katalog.
16. August: „In der Nachbargemeinde Wilten tritt neuerdings das
löbliche Bestreben zu Tage, dem
.Fortschritt" bessere Bahnen zu erschließen": Auf der rechten Straßenseite von der Triumphpforte
nach Süden wird ein breiter Zementgehsteig angelegt.
Der Vereinigungsbrunnen
mit den Bronzefiguren
,,Innsbruck,
Wilten
Pradl". (Ohg.-Postkarte
im Stadtarchiv Innsbruck. Repro:
Murauer)
und
22. August: Über die Besucher der
Tirolischen Kunstausstellung meldet der Bote: „Bemerkenswerth
ist, daß die Besucher fast ausnahmslos Fremde und darunter
weit über die Hälfte geistlichen
Standes waren. Unsere heimischen
Kunstfreunde in Innsbruck scheinen sich für eine Kunstausstellung
nicht besonders zu interessiren.
Selbst die Mitglieder des Kunstvereines zeigen sich im Besuche sehr
lässig."
15. September: Kommentar des
Boten zum beginnenden Herbstwetter: „Der Herbst läßt sich in
unserer Gegend derzeit sehr gut
an. Wenn auch die Morgen und
Abende kühl zu sein pflegen, macht
doch den Tag über Frau Sonne ein
liebenswürdiges Gesicht und bemüht sich in einer überaus verbindlichen Weise zu lächeln, welche
man der falschen Matrone gar nicht
zutrauen sollte. Niemand hat gegen
die hiedurch geoffenbarte gute
Laune der alten Sünderin etwas
einzuwenden
und
erübrigt
eigentlich nur der Wunsch, sie
recht, recht lange ,im Guten erhalten" zu können. Wenn man nur
wüßte - wie?"
J.