Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1986

/ Nr.6

- S.23

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Diese Ausgabe – 1986_Innsbrucker_Stadtnachrichten_06
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Gesamter Text dieser Seite:
Innsbrucks ältester Kindergarten
Bine wesentliche Rolle in der äl- 519 bezeichnete Behausung,
testen Geschichte des Stadttei- haltet mit Einschluss des darles St. Nikolaus spielte das ein- hinter ligenden Ziegl- und
stige „ B r u d e r h a u s " dortselbst. Kalchbrennofen 31 3 / 4 QuaIn Innsbruck gab es zwei derar- drat-Klafter, dann einen . . .
tige Häuser, die der Altersver- Stadl und Stallung, nicht wenisorgung der in Bruderschaften ger die dabey ligende Ziegloder T r ü c k e n h ü t t e " sowie einen Garten. A l s Anrainer werVon Univ.-Doz. F.-H. Hye
den u. a. genannt der „Weeg zur
zusammengeschlossenen Inns- S. Nicklauskirche", das ist die
brucker Handwerker und G e - heutige Schmelzergasse, und
werbetreibenden dienten. D e - die „gemeine Landstrassen",
ren erstes befand sich bis 1895 womit die Innstraße gemeint
in der N ä h e des alten Stadtspi- war.
tals an der Stelle des Hauses
Stainerstraße N r . 2, also in der
südwestlichen
Nachbarschaft
der Altstadt. Es wurde bereits
im Jahre 1350 von zwei Innsbrucker Bruderschaften gestiftet.
Das zweite Bruderhaus hingegen befand sich in St. Nikolaus
bzw. an der Unteren Anbruggen
an der Stelle des Hauses Innstraße Nr. 97. Wann dieses
zweite Bruderhaus errichtet
worden ist, wissen wir nicht.
Laut des Maria-Theresianischen Steuerkatasters (Kat. N r .
519) befand es sich damals jedenfalls im Besitz der Stadtgemeinde Innsbruck. D i e dortige
Eintragung lautet auszugsweise: „ D i e Stadt Innsbruck besitzt
eine 2 Gaaden hoche mit N o .

Zuletzt diente dieses Bruderhaus eigentlich nicht als „Bruder"-, sondern vielmehr als
„Schwesternhaus", zumal es,
wie J. J. Staffier ( 1842) schreibt,
damals „ 2 3 Weibspersonen
freie Wohnung und das erforderliche ( H e i z - ) H o l z " geboten
hat. Dabei handelte es sich vorwiegend um betagte Witwen
und „ D i e n s t b o t h e n " .
Nachdem es f ü r diesen Zweck
nicht mehr benötigt wurde, zog
hier nach erfolgter Adaptierung
zum „neuen Schulhaus zu St.
Nicolaus" 1854 die 1834 vom
„Frauenverein zur B e f ö r d e r u n g
der Kleinkinderwartanstalten
und Industrieschulen f ü r M ä d chen in Innsbruck" betriebene
Kleinkinder-Wartanstalt
und
Industrieschule in St. Nikolaus

ein. Weitere Umbauten folgten.
Seine heutige Gestalt aber erhielt das „ B r u d e r h a u s " , nachdem es 1886 kaufweise vom
Bruderhausfonds an die Stadtgemeinde übergegangen war
und noch im gleichen Jahr erheblich umgebaut und erweitert
worden ist. D i e Längserstrekkung des Hauses wurde dabei
nordwärts beinahe verdoppelt.
Mit diesem „ U m - und Z u b a u
des Bruderhauses zur Herstellung eines Kindergartens und
Industrieschule in St. Nicolaus"
im Jahre 1886 entstand — also
vor nunmehr 100 Jahren — das
erste städtische Kindergarteng e b ä u d e Innsbrucks. Sowohl

12. Juni: „Verkauf des Bades
Egerdach. Das f r ü h e r dem tirolischen Adelsmatrikelfond gehörige Gut und B a d Egerdach,
welches erst kürzlich im gefälligen ländlichen Style erweitert
wurde, wird hiemit zum Verkaufausgeboten. Das Bad liegt
im Ostende des kais. Schloßparkes Ambras, mitten im Fichtenwalde und je 1 Stunde von
Innsbruck und Hall entfernt.
Unter dem Preis von 18.000 fl.
mit Ausschluß des beweglichen
Z u g e h ö r s wird kein A n b o t angenommen."
17. Juni: Die zoologische
Sammlung des Tiroler Landesmuseums erhielt durch Herrn
Baron v. Lazarini eine wertvolle
Bereicherung in Form einer
präparierten Tiergruppe, bestehend aus einem alten Luchs mit
einem frisch gerissenen Gemsbock. Luchse konnte man im
übrigen bis ins 19. Jahrhundert
in freier Wildbahn auch in der
„Harterklamm"
(Kranebitter
Klamm) antreffen.

tOO Jahre städtischer Kindergarten St. Nikolaus: Das Bild zeigt den
im Jahre 1886 heim Umbau des ehemaligen Bruderhauses
zum
K indergartengebäude
angebauten Nordtrakt, wie er sich heute darstellt.
(Foto: Margarete Hye- Weinhart)

19, Juni: In der Sitzung des G e meinderates wird den Firmen
Johann Huters Söhne und Rosenbachers Eidam die Legung
von Telefonleitungen genehmigt. Die Fernsprechverbindungen werden einerseits von
der
Landhausstraße
(heute

die weiterhin vom Verein geführte Kinderbewahranstalt als
auch die Industrieschule verblieben hier bis zur Auflösung
1938, in deren Folge der städtische Kindergarten aus tieni
Schulhaus Innallee 3 hierher
übersiedelte. In den ersten Jahren ihres Bestandes war die obgenannte Kleinkinder-Wartanstalt übrigens im Hause Innstrafie 57 (Kat. Nr. 449) eingemietet.

*

Dieser Beitrag ist ein Vorabdruck aus der Festschrift „St.
Nikolaus: 100 Jahre neugotische Pfarrkirche — 100 Jahre K i n d e r g a r t e n g e b ä u d e " . E r
stammt aus der Feder des D i rektors des Innsbrucker Stadtarchivs, Senatsrat Universitatsdozent D r . Franz-Hein/ Hye.
Bericht dazu auch auf Seite 11.

Meraner Straße) zum Innrain
(Firmengelände Huter) und andererseits vom „Tiroler Hof"
(heute Hotel Tyrol) zum Schloß
Mentlberg führen. Eine unterirdische Verlegung wurde — aus
G r ü n d e n der Arbeitserschwernis — nicht befürwortet.
1. Juli: D i e Tiroler Glasmalereianstalt in Wilten erhält „in
Allerhöchster
Anerkennung
der Verdienste um die Hebung
der österreichischen Kunstindustrie die große goldene M e daille f ü r Kunst und Wissenschaft" verliehen. Die Anstalt
feiert 1886 zugleich das 25Jahr-Jubiläum ihres Bestehens.
2. Juli: Drei große Bau-Projekte sollen in diesem Jahr noch in
Angriff genommen werden: das
v. Sieberer"sche Waisenhaus,
das S t a d t s a a l - G e b ä u d e und die
W o h n h ä u s e r an der Nordseite
der Schmerlingstraße.
3. Juli: Das 1768 aus Anlaß
der Begegnung zwischen Kaiserin Maria Theresia und ihrei
zukünftigen Schwiegertochter
Maria Ludovica (der Braut ihres Sohnes Leopold) im Jalue
1765 errichtete Denkmal vor
dem Klarerhof an der allen
Brennerstraße wird über Anregung des Direktors der Gewerbeschule, Johann Deininger, restauriert.