Stadtnachrichten
Jg.1992
/ Nr.2
- S.26
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ALS IN DIE
SCHNEEBERGE
SINTFLUTARTIG
REGEN FIEL...
Das Wochenende vom 21. und 22. Dezember 1991 brachte, wie erinnerlich, stärkste Niederschläge in Form von Schnee und Regen. Der
Matsch setzte die Straßen der Stadt unter Wasser, verstopfte die
Gullys, fror später zu Eis. Die Tage werden in der Wetterstatistik der
Landeshauptstadt einen Spitzenplatz einnehmen: Laut Wetterdienststelle
hat es solche Niederschlagsmengen - I 10 Liter/m2 in 48 Stunden auf
gefrorenen Boden - seit hundert Jahren nicht mehr gegeben.
(Th) Der heurige Winter, der mit seinem
Schneereichtum von Beginn an für die Sportler kaum Wünsche offen ließ, hat sich am
Wochenende vor Weihnachten von seiner
unberechenbarsten Seite gezeigt. Was sich
in Teilen des Landes in schweren Muren
und Lawinen entlud, führte in Innsbruck zu
Überschwemmungen und Verkehrsbehinderungen großen Ausmaßes. Und dabei hatte
die Wettervorhersage für das Wochenende
nur unergiebige Schneeschauer und danach
eine Warmfront angekündigt...
Wie die Stadtgemeinde dieser Extremsituation begegnete, war von Dipl.-Ing. Hans
Ripper, der seit 14 Jahren für den Winterdienst in Innsbruck verantwortlich zeichnet, zu erfahren.
Nachdem die starken Schneefälle Samstag
früh erkennen ließen, daß die (aufgrund der
Wettervorhersage) getroffene Wochenendeinteilung mit 18 Fahrzeugen für die Schneeräumung in der Stadt nicht ausreichen dürfte,
wurden weitere sieben städtische und 28
private Fahrzeuge sowie 81 Mann in Dienst
gestellt. Diese verstärkte Brigade war den
ganzen Tag bei starkem Schneefall beschäftigt, nicht nur die Fahrbahnen, Gehwege
und Überwege freizuräumen, sondern auch
Schnee abzutransportieren. Als sich in der
Nacht auf Sonntag der Schneefall in
sintflutartige Regenfälle verwandelte,
wurden 84 Mann zur Freimachung der
Gullys eingesetzt, während 23 städtische
und 54 private Fahrzeuge (Lader, Grader
und Lkw) sowie vier städtische und ein
privater Schlammsaugwagen den fast
hoffnungslosen Kampf gegen Schneematsch und Wasser führten. Dieser wiederum ganztägige Einsatz dauerte bis
14
Montag früh, dann führte der Temperaturrückgang zu großflächigen Vereisungen und machte sofortiges Streuen
und (an bestimmten Stellen) Salzen erforderlich.
Ein sehr gutes Zeugnis stellt Dipl.-Ing. Ripperden Fahrern und Arbeitern aus, die unter
diesen äußerst schweren Bedingungen ihr
Bestes gaben und vielfach weit über ihre
Zeit arbeiteten. Hält man sich jedoch das
Straßennetz von Innsbruck vor Augen, das
300 km Straße und 50 km Gehwege im
Zwangsreinigungsgebiet sowie an die
10.000 Gullys ( ! ) aufweist, so wird deutlich,
daß auch die beste Ausrüstung bei diesem
Jahrhundert-Wetterereignis nicht ausreichen
konnte.
Abgesehen von den Technikern an den
Schaltstellen, den Straßenmeistern und ihren Stellvertretern sowie den Mechanikern
und Einsatzleitern, die an diesem Wochenende fast rund um die Uhr bereitstanden,
leisteten die städtischen und die privaten
Fahrzeuglenker und Arbeiter der Ladepartien am Samstag 653 und am Sonntag
1.286 Überstunden. Das Wochenende
schlägt sich dementsprechend kostspielig
für die Stadtführung mit 1,6 Mill. Schilling
zu Buche.
Auch in den darauffolgenden Tagen wurde
die Schneeräumung - inzwischen war aus
dem Schnee Eis geworden - in der Innenstadt
und in den Außenbezirken weitergeführt,
wobei wie immer die Straßen mit öffentlichem Verkehr, einschließlich der Haltestellen, Priorität hatten, gefolgt von den Bereichen um die Veranstaltungszentren und den
Erschließungsstraßen zu den Wohngebieten.
Foto: Tiefbauamt Wie Dipl.-Ing. Ripper betonte, war ein
STADTNACHRICHTEN - FEBRUAR 1992
Einsatz von mehr Fahrzeugen am Wochenende vom 21./22. Dezember auch deshalb
nicht möglich, weil für viele Firmen bereits
die Weihnachtsferien begonnen hatten. Und
auf die Frage nach mehr Schneeschaufler
kann die Antwort wohl nur lauten, daß die
Zeiten, in denen sich dazu Arbeitslose meldeten, längst vorbei sind.
Feuerwehren gaben ihr Bestes
Auch die Feuerwehren stellten sich vor
Weihnachten mit vollem Einsatz in den
Kampf gegen das Unwetter. Die zehn Freiwilligen Feuerwehren mit 256 Mann und
die Berufsfeuerwehr mit 31 Mann bewältigten von Sonntag früh bis Montag früh 249
Einsätze. Die insgesamt 287 Mann hatten
unter schweren Bedingungen Hilfe bei
Wassereinbrüchen, Wasserschäden, Murenabgängen und Abschleppungen zu leisten.
ZWANGSREINIGUNGSGEBIET VON INNSBRUCK
Die Stadt hält Gehwege nur im
„Zwangsreinigungsgebiet" schneefrei.
In allen anderen Bereichen sind die
Hauseigentümer zuständig.
Seit 1938 gibt es in Innsbruck, übringens
als einziger Landeshauptstadt in Österreich, das sogenannte „Zwangsreinigungsgebiet". In diesen, auf dem Plan stark
umrandeten Bereichen, ist die Stadtgemeinde nicht nur für die Schneeräumung
und Reinigung der Straßen, sondern auch
der Gehwege zuständig. Die dafür anfallenden Kosten werden den Eigentümern
verrechnet. Alle anderen Gehwege (mit
Ausnahme jener entlanglandwirtschaftlich
genutzter Fläche, die ebenfalls in den Aufgabenbereich der Stadt fallen) sind von
den Hauseigentümern zu betreuen. Deren
STADTNACHRICHTEN-FEBRUAR 1992
Aufgabe ist im § 92 der StVO genau festgehalten:
„(1) Die Eigentümer von Liegenschaften
in Ortsgebieten, ausgenommen die Eigentümer von unverbauten land-und forstwirtschaftlichen Liegenschaften, haben dafür
zu sorgen, daß die entlang der Liegenschaft in einer Entfernung von nicht mehr
als 3 m vorhandenen, dem öffentlichen
Verkehr dienenden Gehsteige und Gehwege einschließlich der in ihrem Zuge
befindlichen Stiegenanlagen entlang der
ganzen Liegenschaft in der Zeit von 6 bis
22 Uhr von Schnee und Verunreinigungen
gesäubert sowie bei Schnee und Glatteis
bestreut sind. Ist ein Gehsteig (Gehweg)
nicht vorhanden, so ist der Straßenrand in
der Breite von Im zu säubern und zu
bestreuen."
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