Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.9

- S.58

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S tadtgeschichte

innsbruck informiert nr. 9/2012

A u s dem S tadtarchiv / S tadtm u se u m

100 Jahre Mittenwaldbahn

vo n Udo Nagiller

Die Schloßbachbrücke gegen das Inntal.

© Privat, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (3)

58

E

in Juwel mit außergewöhnlichem
Glanz. Eine Eisenbahnlinie, eingebettet in die einzigartige Tiroler Gebirgslandschaft. Gewaltige
Felsgruppen und Gebirgsstöcke werden
durch eine Unzahl von Tunneln durchfahren. Waghalsige Brückenkonstruktionen führen über tiefe Schluchten und
reißende Gebirgsbäche hinweg.
Nach oft längerer Durchfahrt dieser
Tunnel, die schon einige Minuten dauern kann, eröffnet sich dem Reisenden
ein immer wieder neues imposantes
Spektrum der Tiroler Gebirgswelt und
das stumme oder laute Erstaunen ist
meist offenkundig.
Von der schönen Stadt am grünen
Inn, von Innsbruck aus beginnt die Reise hinauf ins Karwendel über Seefeld
nach Garmisch in Bayern. Dort teilen
sich die Schienenwege. Der eine fährt
durchs immergrüne Außerfern über
Ehrwald bis nach Reutte.
War es doch schon Ludwig Ganghofer, der in seinen Romanen und Novel-

len auf die einmalige Schönheit dieses
Erdenfleckens hingewiesen hat, aber
auch König Ludwig II. von Bayern war
es, der weit vor der allgemeinen Begeisterung für den Wintersport die alpine
Winterschönheit des Ehrwalder Tales
entdeckte und, wenn Schnee die Fluren bedeckte, im sechsspännigen Königsschlitten dahingleitend so manche
Vollmondnacht genoss. Die Bahn, die
fuhr von Reutte dann noch weiter über
die bayrische Grenze nach Kempten und
vielleicht will der Reisende gar das fränkische Augsburg besuchen, das mit dem
Kopfbahnhof der Mittenwaldbahn das
Ende oder das Ziel der Hinreise bedeutet. Der andere besteigt vielleicht den
Anschlusszug über Murnau in die bayrische Metropole nach München. Für alle
beide eine Erlebnis-Bahnreise, unvergesslich für jeden Reisenden, der je mit
dieser Bahn gefahren ist.
Wer war denn dieser Mensch, der vor
über 100 Jahren die Vision schon hatte,
eine Eisenbahnlinie durchs Gebirge zu

führen? Eine Vision, die letztendlich zu
einem Meisterwerk und einem viel bewunderten Tiroler Kulturerbe führte.
Und dieser Mensch war ein Tiroler. Josef
Riehl war ein außergewöhnlicher Mann
mit höchstem technischen Wissen und
Können. Schon vor der Jahrhundertwende plante und entwickelte er Eisenbahnprojekte in der gesamten Monarchie.

Ehrenbürger der Stadt
Im Jahre 1868 ging Riehl nach Ungarn,
wo er als Ingenieur und als selbstständiger Bauunternehmer tätig war, kehrte aber Ende 1873 wieder nach Tirol
zurück. Alsbald als profunder Kenner
sämtlicher Tiroler Gesteinsindividualitäten wahrgenommen, viel beschäftigt
und hoch geachtet. An der Inbetriebnahme der Marmorbrüche Südtirols
war er maßgeblich beteiligt und er erkannte auch schon frühzeitig den nutzbringenden Wert der Wasserkräfte des
Landes. Ein persönliches Glanzlicht war
bestimmt die Projektierung der Sillwer-