Innsbruck Informiert
Jg.2012
/ Nr.9
- S.59
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stadtgeschichte
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ke, die heute noch im Besitz der Stadt
Innsbruck sind und für die damalige
Zeit das modernste und gewaltigste EWerk an der Sill darstellte. Mit der Inbetriebnahme des Ruetz-Kraftwerks,
welches den Betriebsstrom für die Mittenwaldbahn liefern sollte, setzte er ein
weiteres Glanzlicht. Auf der Höhe seiner
Erfolge wurde er Ehrenbürger der Stadt
Innsbruck und 1912 Dr. h. c. und k. u. k.
Oberbaurat der technischen Hochschule Wien. Das war der Ing. Josef Riehl.
Der Höhepunkt seines beruflichen Lebens war aber unbestritten die Planung
und letztendlich die erfolgreiche Verwirklichung der Mittenwaldbahn.
Weichen erfolgreich gestellt
Nach einer viel beachteten Rede vor
dem „Technischen Club Innsbruck“ am
3. Februar 1902, wobei sich Gegner und
Befürworter emotionale Wortduelle lieferten, wurden dann aber dennoch die
Weichen für den Bau der Mittenwaldbahn erfolgreich gestellt. Nach endlich
erfolgter Zustimmung von Kaiser Franz
Josef, verbunden mit dem Wohlwollen
des bayrischen Königs und den daraus
resultierenden positiven Aktivitäten
der heimischen Banken und besonders
mit der vorbehaltlosen Unterstützung
der Stadt Innsbruck, wurde im Jahre
1907 mit dem Bau der Bahnlinie begonnen. Eine Herausforderung vom
ersten Tag an, begleitet von allergrößten Schwierigkeiten, die die Natur nur
Tunnelbau noch als größtenteils Handarbeit. Entsprechend viele Hände waren
notwendig. Die Steilheit des
Geländes verursachte viele
Gefahrenmomente, Schutzkleidung und Maschinen gab
es nicht.
entgegensetzen konnte. Die Lage und
die verschiedene Beschaffenheit der beiden Meeresablagerungen im Martinswandgestein nahmen auf den Bauplan
und die Bauausführung entscheidenden Einfluss. Der Wettersteinkalk, der
die über 600 Meter hohe Martinswand
aufbaut, ist fester, freitragender Fels und
ideal für den Tunnelbauer.
Die Raibler Schichten, ungefähr 1/3
des gesamten zu durchbohrenden Gesteins, bestehen aus geschichtetem,
festem Kalk, aber auch aus sehr brüchigem schwarzen Schiefer. Und gerade
hier sollte mit dem Martinswandtunnel mit 1800 Metern der längste Tunnel der Bahn gebohrt werden. Für den
elektrischen Betrieb der Baumaschinen
musste vom Ruetz-Kraftwerk aus eine
17 km lange Fernleitung angelegt werden. Der dadurch mögliche Einsatz von
Pressluftbohrmaschinen erlaubte bei
nur zweimaligem Schichtwechsel eine
Tagesleistung von vier Metern. Für frische Luft an der Arbeitsstelle im Tunnel
sorgten Ventilatoren mit Motorbetrieb.
Kleine Benzinlokomotiven brachten
verschiedenstes Material zur Baustelle.
Der Durchschlag erfolgte am 16. Mai
1911 nach einer Bauzeit von 14 Monaten.
Wenn auch die übrigen 15 Tunnel der
Strecke Innsbruck-Scharnitz, namentlich jene in den lockeren Muränen-Aufschüttungen, wie der 720 Meter lange
Schlossbachtunnel nördlich von Zirl,
noch manche Schwierigkeiten boten,
erreichten doch alle 16 Tunnel auf dieser
Strecke die beachtenswerte Gesamtlänge von 4408 Metern, das sind beinahe 13
Prozent der Bahnlinienlänge.
Jetzt im Herbst des Jahres 2012 können wir noch alle diese Tunnel durchfahren und gleichzeitig das 100-JahrJubiläum der ersten Ausfahrt der
Mittenwaldbahn gebührend feiern und
ihr noch ein langes Leben wünschen.
buchtipp
Etwas ausführlicher
beschriebene Begebenheiten, seltene Fotografien, Briefe aus der Zeit
und deren postalische
Behandlung finden Sie
im soeben erschienenen
Buch: Udo Nagiller –
Das Postamt Hochzirl
und die Mittenwaldbahn – In der Philatelistischen Ausstellung im
September in Seefeld.
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