Innsbruck Informiert

Jg.2022

/ Nr.2

- S.58

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Stadtgeschichte

„Spare in der Zeit,
so hast du in der Not“
Am 12. Februar 2022 feiert die „Sparkasse zu Innsbruck“ ihren
200. Geburtstag. Am 21. Dezember 1821 fand im Bürgersaal des
Innsbrucker Rathauses die konstituierende Versammlung des
Sparkassenvereins statt.

H

© STOCKFOTO

onorige Vertreter aus Adel, Bürgertum und Klerus, unter Führung von
Landesgouverneur Graf Karl Chotek, Bürgermeister Felix Adam von Riccabona und dem Abt von Stift Wilten, Alois
Röggl, folgten der Anregung von Innenminister Franz Graf Saurau zur Gründung
von Vereinssparkassen nach dem Vorbild
der 1819 in Wien gegründeten „Erste Österreichische Sparkasse“.
Die Gründungsmitglieder verpflichteten
sich in den Statuten zur Hinterlegung von
Obligationen in Höhe von 400 Gulden als
finanzielle Basis für den Garantiefonds
der Sparkasse. Am 31. Dezember wurden
die erfolgreiche Vereinsgründung und die
Hinterlegung des Garantiefonds in Höhe
von 5.900 Gulden verkündet und die Eröffnung der Sparkasse in Amtsräumen
des damaligen Rathauses für den 12. Februar 1822, dem Geburtstag von Kaiser
Franz I., angekündigt. Als Wohltätigkeitsgesellschaft war die Sparkasse nicht auf

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Gewinnerzielung ausgerichtet. Die maximale Einlagenhöhe betrug 50 Gulden,
Mindesteinlage war 1 Gulden 15 Kreuzer,
der Jahreszinssatz betrug vier Prozent.
Ziel war es, weniger bemittelten Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit zu bieten,
selbst finanziell vorzusorgen. Im Sinn der
Aufklärung stand dabei auch ein pädagogischer Ansatz – die Erziehung zum Sparen – Pate.
Die Eröffnung der Sparkasse in Innsbruck
war gut vorbereitet, erkennbar an der
öffentlichkeitswirksamen ersten Spareinlage, ein frühes Beispiel gelungener
PR: Die erste Einlage erfolgte durch den
„Knaben Jakob Fritz von Graun“, welcher
laut Bericht des k.k. privilegierten Boten
von und für Tirol und Vorarlberg vom 21.
Februar 1822 „zwei Knaben aus einem
Bergstrom gerettet, dafür eine Belohnung erhalten hatte und nun einen Teil
dieser so edel erworbenen Summe als einen Sparpfennig für sein späteres Leben

Spareinlage

Entspräche heute

Mindestspareinlage: 1 Gulden 15 Kreuzer

rund 25 Euro

Höchstspareinlage: 50 Gulden

rund 1.000 Euro

INNSBRUCK INFORMIERT

in der Sparkasse hinterlegte.“ Am Tag der
Eröffnung konnten bereits Einlagen in
Höhe von 1.430 Gulden 54 Kreuzer verzeichnet werden.

Die Sparkassenidee
Die Idee, die ihren Ursprung im Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts hatte, brauchte Zeit zu reifen. Sie fand ihren Weg von Frankreich über England ins
Deutsche Reich, wo 1778 in Hamburg mit
der „Ersparungskasse der Versorgungsanstalt“ die erste Sparkasse der Welt gegründet wurde – der Grundstein für den
Erfolg der Sparkassen-Idee war gelegt.
Sparen gegen Verzinsung und Investition
auf Kredit für breite Bevölkerungsschichten – KleinbürgerInnen, ArbeitnehmerInnen, Kleingewerbe- und Gewerbetreibende – sollte für finanzielle Sicherheit
für Jedermann und Jedefrau sorgen und
helfen, Armut und deren gesamtgesellschaftlich zu tragenden Lasten einzudämmen. Die Hebung des allgemeinen
Wohlstands galt als wichtige Voraussetzung für prosperierende, sich industrialisierende Gesellschaften, die weit verbreitete Armut hingegen als hinderlicher
Bremsklotz.
Die Idee „Spare in der Zeit, so hast du in
der Not“ hatte von der ersten theoreti-