Innsbruck Informiert

Jg.2022

/ Nr.2

- S.59

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Das alte Innsbrucker Rathaus
stellte dem Sparkassenverein erste Räumlichkeiten zur
Verfügung – ein Zeichen für
die historisch enge Verbindung
zwischen Stadt Innsbruck und
Sparkasse Innsbruck.
Rathaus Innsbruck, Lithographie
um 1830, C.A. Czichna

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK

schen Abhandlung Delestres (siehe Infobox) mehr als 150 Jahre bis zu ihrer konkreten Umsetzung gebraucht, Ende des
18. Jahrhunderts nahm sie aber rasant
Fahrt auf. Angesichts zunehmender Industrialisierung bei gleichzeitig fehlender Sozialsysteme für ArbeiterInnen und
deren Familien war ihre Zeit schließlich
gekommen.

Kontext Innsbruck
Innsbrucks Bevölkerungszahl lag um 1820
bei rund 10.000. Sein Gemeindegebiet war
deutlich kleiner als heute, es endete vor
der Triumphpforte, Wilten war etwa noch
eine eigene Gemeinde. Es war gezeichnet
von den Folgen der Napoleonischen Kriege, Tirol war gerade erst in das Kaisertum
Österreich zurückgekehrt. Die Hungersnöte von 1816/17 nach dem „Jahr ohne Sommer“ als Folge des Ausbruchs des Tambora
1815, hatten zu einer enormen Teuerung
bei Lebensmitteln geführt. Dazu kam die
allgemeine Verunsicherung nach zwei
Geldentwertungen um jeweils rund 20
Prozent.
Aus einer Studie zur Stadt Rattenberg
weiß man, dass um 1821 der Tageslohn
eines Zimmerermeisters bei 43 Kreuzern,
der eines Tagwerkers bei 28 Kreuzern
lag, während ein Pfund Rindfleisch acht,

ein Pfund Schweinefleisch neun Kreuzer
oder ein Maß Wein 27 Kreuzer kostete.
Setzt man dies in Relation zur Mindestspareinlage von 75 Kreuzern wird deutlich, dass die neugegründete Sparkasse
sich primär an die Mittelschicht und untere Mittelschicht richtete.
Die Statuten der Sparkassen unterliefen in
den Folgejahren immer wieder Anpassungen. So ging man 1832 von der Hinterlegungspflicht der Vereinsmitglieder auf eine
reine schriftliche Garantieerklärung, erhöhte 1836 die Höchsteinlage auf 100 Gulden und senkte den Zinssatz auf dreieinhalb Prozent. Eventuelle Gewinne sollten
wohltätigen Zwecken zugeführt werden.
Am 1. Jänner 1866 wurde schließlich die

Anerkennung als allgemeines Sparinstitut
beschlossen und damit „Die Benutzung
der Sparkasse mittels Einlagen“ ausdrücklich „jedermann gestattet.“ UI

Kuriosum am Rande
Neben dem französischen Finanzbeamten Hugues Delestre, dem die
Erfindung der Sparkassenidee (1611)
zugesprochen wird, gilt auch der Autor
des „Robinson Crusoe“, der Engländer
Daniel Defoe als früher Verfechter der
Sparkassenidee („An Essay upon Projects“, 1697).
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