Innsbruck Informiert
Jg.2023
/ Nr.4
- S.22
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Stadtgeschichte
Innsbruck wird Residenzstadt
Innsbruck entwickelte sich im Laufe des Mittelalters von einer
landesfürstlichen Kleinstadt, geprägt durch die typische Lage
eines Verkehrsorts, zu einer spätmittelalterlichen Residenzstadt.
von Gertraud Zeindl
© TIROLER LANDESARCHIV
Innsbruck voll zur Geltung und die Tiroler
Landesfürsten hielten sich vermehrt in
Innsbruck auf. Zu diesem Zweck sicherte
sich Herzog Leopold IV. ein Wohnrecht in
dem Starkenbergischen Haus hinter der
Pfarrkirche. 1401 kam jenes Haus durch
Tausch in den Besitz seines Bruders Herzog Friedrich IV., der es zu einem angemessenen Ansitz ausbauen ließ. Beiden
wurde auch vom Stift Stams das Recht
eingeräumt, in deren Haus in Innsbruck
bei Bedarf ihren Hof einzuquartieren.
Das Stamserhaus befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Starkenbergischen Haus.
Kaufurkunde Herzog Friedrich IV. für zwei Bürgerhäuser, 28.02.1420.
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All diese Bemühungen lassen vermuten,
dass die alte Andechser Burg an der Innbrücke wohl nicht mehr den hochherrschaftlichen Ansprüchen entsprach und sie vermutlich schon anderweitig genutzt wurde.
© STADTARCHIV/STADTMUSEUM
W
egen der günstigen Verkehrslage war die Stadt Innsbruck seit
ihrer Gründung immer wieder
Mittelpunkt politischer und festlicher
Ereignisse. Die Andechser Residenzsitze, die Ambraser Burg und die Stadtburg,
dienten jedoch nach dem Aussterben der
Tiroler Linie der Andechser 1248 nicht
mehr als Residenzen, sondern waren lediglich Absteigquartiere, wenn es für die
Tiroler Landesfürsten notwendig war, in
Innsbruck zu verweilen. Nachdem 1363
die Grafschaft Tirol ihre Zugehörigkeit zu
den habsburgischen Erblanden erlangte,
kam die verkehrspolitische Lage der Stadt
Neuhof
Sowohl das Starkenberger als auch das
Stamser Haus lagen am Rande der Stadt
und befanden sich für Herzog Friedrich IV.
mit der Zeit zu weit abseits vom städtischen Geschehen, insbesondere da er um
1420 immer häufiger in Innsbruck verweilte. Aus diesem Grund entschloss er sich,
direkt in der Stadtmitte am Marktplatz
seine Residenz aufzuschlagen. In diesem
Zusammenhang verkauften am 28. Februar 1420 Ulrich Schwägerli und seine Ehefrau Margarethe dem Landesfürsten ihre
beiden Bürgerhäuser, die vorne an den
Platz, mit dem Hof an die Badgasse und
an die Kirchstraße grenzten.
Die Errichtung des Neuhofes fiel in eine
Zeit der baulichen Veränderung in der
Stadt. Nach einem schrecklichem Stadtbrand Ende des 14. Jahrhunderts wurden
die Häuser nicht mehr auf einem Steinsockel in Holzfachwerk-Manier, sondern vollkommen in Stein und Ziegel aufgebaut. In
dieser Weise gestaltete sich auch der Umbau des Neuhofes. Dieser entstand somit
als massiver Steinbau und wurde als gotisches dreigeschossiges Gebäude umgesetzt. Die Hauptfront dürfte sich äußerlich wohl nur wenig von den umliegenden
Bürgerhäusern unterschieden haben. Den
Prunkerker, das „Goldenen Dachl“, ließ erst
Kaiser Maximilian I. errichten. Die Umbauarbeiten des gotischen Ansitzes waren Ende der 1420er-Jahre abgeschlossen.
Eine Rechnungsnotiz von 1428 berichtet
Neuhof mit Goldenem Dachl, um 1760.
noch von einem Bau einer „Capell zu Insprugk in meins Herrn Haus“. Ab diesem
Zeitpunkt residierte Herzog Friedrich IV.
häufig in Innsbruck. Er verstarb auch 1439
in seinem „Newenhof in der under stuben
[…] under der capel“, also im südöstlichen
Eckzimmer des ersten Stockes.
Im Neuhof gab es Platz zum Wohnen, um
Hof zu halten und Geschäfte zu tätigen.
Aus verschiedenen Quellen dieser Zeit
lässt sich feststellen, dass Friedrich IV. in
Innsbruck einen umfangreichen Hofstaat
unterhielt, der bis zu 400 Personen umfassen konnte. Aufgrund dessen lag es
nahe, dass noch weitere Gebäude in der
Stadt für den herrschaftlichen Hof genutzt
wurden. Auch hier haben sich mehrere Dokumente erhalten, die über weitere Erwerbungen von Grundstücken und Häusern in
Innsbruck berichten.
Residenzstadt
Neben dem Hofstaat mussten auch höfische Handwerker und Künstler in Hofnähe untergebracht werden. Auch zahlreiche
Adelige, Händler und sonstige Handwerker
ließen sich in dieser Zeit in Innsbruck nieder. Die Bevölkerung wuchs von 1000 bis
1500 Einwohnern um 1300 auf über 5000
Einwohner im 15. Jahrhundert. Die Rechnungsbücher dieser Zeit berichten über die
zahlreichen Mengen an Naturalien und exotischen Waren, die nach Innsbruck gelangt
sind, um das höfische Leben als solches
zu gestalten. Aus den Quellen erfahren wir
auch von einer Hofmusik, die Herzog Friedrich unterhalten und die ihn auch auf seinen Reisen zur Repräsentation begleitet
hatte. Diese Hofmusik war wohl auch fixer
Bestandteil der höfischen Festlichkeiten in
Innsbruck. Von Ritterspielen, Aufzügen und
anderen Feierlichkeiten, die in Innsbruck
abgehalten wurden, wissen wir wiederum
aus den Rechnungsbüchern.
Der fast kontinuierlichen Präsenz des landesfürstlichen Hofes war es zu verdanken,
dass trotz negativer wirtschaftlicher Entwicklung in dieser Zeit die Stadt Innsbruck
einen positiven Trend erlebte.
Ausstellungstipp
Im Aufbruch. Innsbruck wird Residenzstadt
Innsbruck wird Residenzstadt. Damit wandelte sich das
Stadtbild sowie das Stadtleben. Im Jahr 1420 kaufte Herzog
Friedrich IV. zwei Bürgerhäuser in der Altstadt und verlegte die
Residenz nach Innsbruck. Gemeinsam mit dem Tiroler Landesarchiv widmet sich das Stadtarchiv/Stadtmuseum dem Thema.
Öffnungszeiten: Montag–Freitag, 9.00–17.00 Uhr
Stadtarchiv/Stadtmuseum
Badgasse 2
Tel.: +43 512 / 53 60 14 00
E-Mail: post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at
www.innsbruck.gv.at/stadtarchiv
www.innsbrucktermine.at
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