Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.12

- S.5

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^.»mmer 12

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

n Geländes dl,"!" Hungei"durg zeigt, sind hellte
nur melir wenige als Senken offen. Die Mehrzahl
wurde eingeebnet oder überbaut. Die drei östlichsten
Einbruchslellen befanden sich unter dein Widnm und
nordösllich der Theresientirche. die westlichste an der
Südwestecke des Gasthauses ,.^l. Spalle, das südlichste M e i solcher Einbrüche wenig
oberhald und ostwärts des Steinbruchs vor dem (hast
Haus „Gemse". Zehn der Vortommen liegen nötdlill,
der Gramartstraße und vier südlich derselben.
Kehren u,ir zilr Überschrift des Anfsatzes zurück"
Bergbau in, verdauten Teil der Hungerburg?, so
inüssen wir diese Frage verneinen. I n diesem Teile
Hnngerburg-Hötting tonnte es niemals einen Bergbau geben. E i n Teil der Gegenargumente wurde
bereite im ersten Teil angeführt, ein weiterer und
wohl der wichtigste Grund der Verneinung allfälliger
Vergwertsvortommen liegt im Gestein selbst. W i r
haben es hier mit mächtigen, bis zur Weiherburg
reichenden Bänken zwischeneiszeitlicher Vreccie zu
tun, welche einst alo Moränenschotter auf dem Rücken
der Gletscher aus dem Oberinntal und dessen Seitentälern im Schütze des weit ins T a l vorspringenden
Achseltopfes abgelagert und durch K a l t zu hartem
Gestein verbnnden worden ist. Die in der Wechselwirkung von Eis und Warme zertrümmerten Urgesteine enthalten nur äußerst selten — und dann nur
in Spuren — Erz, so daß sich mit den groben Methoden des Mittelalters ein Abbau unter keinen Umständen gelohnt hätte. Wohl aber wußten unsere Vorfahren mit Wünschelrute und Hammer dem Vergsegen nachzuspüren, wie es die wirklichen Knappenlöcher
zeigen, welche sich an der Nordkette von der Kranebitter Klamm bis zum Thaurer Graben in den
Schichten zwischen Dolomit und Wettersteinkalk verteilen.
Unsere Klüfte und Spalten gehören also den kleinen
Höhlen ebenso an wie die zahlreichen Halbhöhlen,
Gufeln und letzten Endes auch die Maximiliangrotte
an der Martinswand. —
M i t dieser Feststellung gelangen w i r znr oft gestellten Frage! Wie viele Höhlen gibt es in T i r o l ? —
Dr. Robert N. u. Srbit gab hierauf mit dem „Überblick der Höhlenforschuug in T i r o l und Vorarlberg"
in den Heimatblättern 1!U3, Nr. 1/2/3, die Antwort:
.,7»! früheren Zeiten galten T i r o l und Vorarlberg
als höhlenarm. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte
berichtigen diese Ansicht. Sie entdeckten zwar leine
prächtigen Schauhöhlen wie in Salzburg. Oberösterreich und Steiermark, aber umn gelangte immerhin
(in T i r o l allein) zu folgenden ^lnnäherungsznhlen!
Es gibt etwa <>l»l» kleine Höhlen,
Hallchöhlen. Nischen. Epenggl (diese Bezeichnung ist
besonders im Unterinnlal üblich). Gnfeln, Klüfte nnd
Schächte!" Die meisten dieser Hohlränme befanden
sich im östlichen Teile T i r o l s " sie wnrden auf Grund
der Ausrufe in den Tiroler Zeitungen ll>2l» von Ein
heimischen gemeldet uud zwischen 1l>2<> lind l!»22 im
Zusammenhange mit der Suche nach phosphathäl
tigem Höhlenlehm systematisch durchforscht. — Nach
dem zweiten Weltkrieg bot sich den Höhlenforschern
ein Veläligllngsseld, das westliche Karwendelgebirge!

Seite 5

Wohl wav die l,0 Meier liefe, dauernd mil Eis und
Schnee erfüllte Hangfpalte im Vettelwurf schon lange
bekannt uud auf dem ^ngspitzplatl l!>2tt eine Anzahl
von Schächten gesunden worden, doch fehlte dazwischen
luon einer beim Vortrieb des Martinswandtunnels
angefahrenen großen Höhlnng abgesehen) ein größeres Höhlengebiet. Diese Lücke wurde ini» in mehrjähriger Arbeit geschlossen.
Nach den bisherigen Forschungen dirgi o Hein die
Pleisenspitze l25!!7 Meter ü. M.) in ilne» beiden
Flanken, dem vorderen nnd dem hinleren Pleisengrat,
sowie in dem von ihnen umschlossenen Vordertar eine
Schachthöhle, eine Höhle und fünf Schächte. An der
Nordseite des Grates zwischen der Pleisenspitze nnd
der Larchetta »spitze (2541 Meter ü. M.) befindet sich
ein Schacht, während sich im nnbenannten Grat, der
das Mitterkar ostseits begrenzt, eine ungewöhnlich
hohe Halbhöhle zeigt. Die Südhänge des Grates
zwischen der Larchetkarspitze und der großen Riedltarspitze (2582 Meter ü . M . ) sind dort, wo der Schutt
des Hintertares an die Felsen grenzt, von vielen
Schächten durchsetzt" aber alle enden nach zehn bis
zwölf Meter Tiefe im eingefallenen Schotter. —
Mühsam nnd weit war bis zum Spätherbst 1953 der
Anstieg zu diesem flächenmäßig größten Karst- und
Höhlengebiete der nördlichen Tiroler Kalkalpen, den
westlichen Gipfeln der Hinterautaltette zwischen dem
Karwendelbach und der Isar. V i s Anton Gaugg am
Auslaufe des vorderen Pleisengrates, 1757 Meter
ü. M., eine ständig bewirtschaftete Hütte, die „ P l e i senhütte", erbaute uud damit erst die gründliche
Durchforschung des Gebietes ermöglichte.
M i t Hilfe modernster Forschungsmethoden w i r d
oberflächlich das Ausmaß der unterirdischen Höhlen
und Schachthöhlen festgestellt, um fallweise durch Grabungen an geeigneten Stellen weitere Teile zugänglich machen zu können. Thermometer und Hygrometer,
an Wänden und Decke frei aufgehängt, bilden wichtige Behelfe zur Beobachtung jener physikalischen
uud chemischen Vorgänge in der Natur, welche die
verschiedensten Formen der Sinter- und Tropfsteinformen zeugten. — A n Hand genauer Aufnahmen der
Gesteinsschichtnng und Bestimmung des Gesteines,
der Überlagerung sowie der Vergoberfläche ergibt sich
das Gesamtbild einer Höhlung" auf Grund der Veschreibnngen sammelt der Verband der Österreichischen Höhlenforscher die Berichte der Landesvereine
für Höhlenlnnde aus fünf Bnndesländern " außerdem
wird die Lage jeder Höhlung im alpinen Nanm in
den Karten des Österreichischen Höhlenlaiaslers eingetragen.
Der Landesnerein siir Höhlenlunde iu Tirol, der im
Gegensalz zu den Landesvereinen mit großen Schauhöhlen weder vom Bundeslande finanziell unterstützt
wird noch einen großen Mitgliederstand anfweisen
kann, veranstaltete am!>. Dezember l!!",l einen Farblichtbildervorlrag über „Die Tantalhöhle im Hagengebirge". I m August l!>55 wird in Innsbruck die
Jahreshauptversammlung des Verbandes der Österreichischen Höhlenforscher stattfinden, an welcher die
Delegierten aller fünf Landesvereiue und der Schauhöhlenbetriebe teilnehmen.