Innsbruck Informiert
Jg.2023
/ Nr.7
- S.22
Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Stadtgeschichte
Feststadt Innsbruck
Siegel der Beatrix von
Savoyen (um 1310–1331).
© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK
lichem Ansehen. Da sollten die Kosten keine Rolle spielen. Für die Hochzeit mit Adelheid von Braunschweig ließ Heinrich seine
Gäste mit Pelzen und teuren Stoffen festlich einkleiden und dafür 128 Ellen roten
und grünen Stoff besorgen. Spezialstoffe
für die Turnierteilnehmer wurden bestellt;
Schmuckstücke in Gold und Silber, diverse Seidenstoffe u. a. in Gold und Scharlach, Teppiche, Tischtücher und Unmengen an Perlen, vergoldeten Knöpfen und
Korallen, die vor allem als Besatz der Kleider gedient haben dürften, wurden angeschafft. Neben dem festlichen äußeren Erscheinungsbild der Hochzeitsgesellschaft
musste auch für deren leibliches Wohl gesorgt werden. In Venedig wurden Zentner
an Reis, Mandeln, Weinbeeren, Datteln,
Feigen, Süßigkeiten, Gewürzen (Pfeffer,
Safran, Muskat, Gewürznelken, Zimt, Ingwer etc.) und Wachs für Kerzen erworben.
Während man die exotischen Zutaten aus
der Lagunenstadt bezog, waren Fleisch
und Getränke bodenständiger Natur:
Fleisch von 69 Rindern und 252 Schafen,
weiters 58 Schweine, 357 Schweinsschultern, 242 Lämmer und Kitze, 12 Gänse,
185 Hühner, dazu 8.900 Eier, 2.995 Käse,
35 Schüsseln Fett und 55.560 Brote stan-
Closter Wilthan hart an Inspruck gelegen, Kupferstich (Ausschnitt) von Gabriel Bodenehr (1664–1758).
Zwei Hochzeiten und eine Absage
So wählte der Tiroler Landesfürst Heinrich
(1270–1335) die Stadt am Inn als Austragungsort für seine Hochzeiten. Bevorzugter Festplatz war eine vom Stift Wilten zur
42
INNSBRUCK INFORMIERT
Verfügung gestellte Festwiese. Dreimal
wurden kostspielige Vorbereitungen getroffen, aber nur zweimal fand die Hochzeit tatsächlich statt.
Im Februar 1315 heiratete Heinrich in
Innsbruck seine zweite Frau Adelheid von
Braunschweig. Als Adelheid aber schon
nach wenigen Ehejahren verstarb, hätte sich Heinrich gerne noch einmal verheiratet. Er wartete immer noch auf einen männlichen Erben. Als Braut wurde
ihm Beatrix von Brabant vorgeschlagen,
die Eheverhandler waren schon handelseins, doch die Braut weigerte sich, den
alten Fürsten zu heiraten. Diese Brüskierung wurde Heinrich aber verschwiegen.
den zum Verzehr bereit; dazu 117 Fuder
Wein (ca. 70.000 Liter) für die durstigen
Gäste.
Die prunkvolle Hochzeit Adelheids konnte mit prominenten Gästen aufwarten. So
waren der römische König Friedrich der
Schöne und seine Frau Isabella gekommen, sowie die Herzöge Heinrich und Albrecht II. von Österreich, wobei Letzterer
mit seiner Konkubine angereist war. Daneben darf die Teilnahme der heimischen
Adelsspitze und der hohen Geistlichkeit
vorausgesetzt werden, gefolgt von Mitgliedern des Hofstaates.
Ein ähnliches Spektakel kann man sich bei
der Hochzeit des alten Landesfürsten mit
der jugendlichen Beatrix von Savoyen vorstellen. Wiederum war Heinrich sehr großzügig, was sich auch daran zeigte, dass er
den Hochzeitsgästen erneut ihre Festklei-
Nichtsahnend hatte er alles für die Hochzeit in Innsbruck vorbereiten lassen. Am
16. Oktober 1324 wurde Beatrix erwartet,
aber sie kam nicht, woran auch ein zweiter
Termin (24. August 1325) nichts änderte.
Dennoch gab Heinrich die Hoffnung nicht
auf und tatsächlich fand sich eine Braut,
die bereit war, den bald 60-Jährigen zu
heiraten. Für die Hochzeit mit Beatrix von
Savoyen war wieder die Wiltener Festwiese Schauplatz der Feierlichkeiten.
Hochzeiten als Prestigefaktor
Fürstliche Hochzeiten waren ideale Gelegenheiten zur effektvollen Inszenierung
von Position, Vermögen und gesellschaft-
dung bezahlte. Wieder zählte Herzog Albrecht II. von Österreich zu den prominenten
FestteilnehmerInnen. Auch Mitglieder der
görzischen und savoyardischen Verwandtschaft werden teilgenommen haben, sowie
natürlich der befreundete Hochadel und
eine Abordnung aus der oberitalienischen
Stadt Treviso. Dass Spielleute für Musik und
Tanz sowie Gaukler für Unterhaltung sorgten, versteht sich und sie spielten natürlich
auch bei den Innsbrucker Hochzeiten auf.
Dafür kamen sie zum Teil aus dem Ausland,
so wie die zwei Spielmänner, die von den
Augsburger Bürgern zur Hochzeit der Beatrix von Savoyen nach Innsbruck geschickt
worden waren.
Die aufwendigen Festlichkeiten sollten
durch eine eigene Hochzeitssteuer finanziert werden. Da dies aber nicht ausreichte, mussten auch anderweitige Gegenleistungen erfolgen. So wurde dem Stift
Wilten zum Ausgleich für entstandene
Kosten der Lansersee übertragen.
Geburtsstadt Innsbruck
© ITIROLER LANDESARCHIV
A
ls Herzog Friedrich IV. („mit der leeren Tasche“) um 1420 Innsbruck zur
Residenzstadt machte, wurde Innsbruck Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der sozialen Elite. Eine besondere
Rolle kam den jeweiligen Ehefrauen der Tiroler Landesfürsten zu, die für ein lebendiges Hofleben sorgten. Weniger bekannt ist
aber, dass Innsbruck als Feststadt schon
vorher attraktiv war.
© ITIROLER LANDESARCHIV
von Julia Hörmann-Thurn und Taxis
Siegel Adelheids von
Braunschweig (1285–1320).
Speziell Adelheid blieb Innsbruck auch
nach ihrer Hochzeit verbunden. Das lässt
sich vor allem daran erkennen, dass sie die
Stadt für die Geburten ihrer Kinder wählte.
Es waren drei Mädchen – eins starb aber
kurz nach der Geburt und die ältere Tochter Adelheid (1317–1375) litt später unter
einer chronischen Krankheit. So wurde die
jüngere Tochter zur Erbin des Landes Tirol.
Unter dem Namen Margarete „Maultasch“
(1318–1369) ist sie bis heute bekannt.
INNSBRUCK INFORMIERT
43