Innsbruck Informiert

Jg.2023

/ Nr.11

- S.44

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Stadtgeschichte

Innsbruck vor 100 Jahren

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM(2)

Aus dem Stadtarchiv von Elias Steger

Blick auf das Kirschental, im Hintergrund die neue und die alte
Höttinger Pfarrkirche, aufgenommen von Richard Müller um 1930.

3. November
Im Rausche. Am Allerheiligentage nachmittags belästigte im Innpark ein 60 Jahre alter betrunkener Maschinenschlosser
die Passanten. Als ein Wachmann kam,
beschimpfte er auch diesen und wollte
mit einem Weichselstock auf ihn losschlagen. Als ihn der Wachmann für arretiert
erklärte, legte er sich auf den Boden und
versuchte dem Wachmann in die Füße
zu beißen. Erst mit Hilfe eines zweiten
Wachmannes gelang es, den Betrunkenen
auf die Wachstube zu bringen. Dort beschimpfte er die Beamten auf gemeinste
Weise und stieß mit den Füßen gegen sie.
Er musste deshalb mit einem Wagen in
den Arrest gebracht werden.
8. November
Wenn der Mann Krägen ausbügelt. Im
Hause Kirschentalgasse 3 ist ein Zimmerbrand ausgebrochen. Ein Schlosser wollte
einen Kragen ausbügeln, schaltete zu diesem Zwecke das elektrische Bügeleisen
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INNSBRUCK INFORMIERT

ein und stellte es auf das Bett; er dachte
dann nicht mehr darauf und entfernte
sich aus der Wohnung. Durch das elektrische Bügeleisen geriet das Bett in Brand;
durch die starke Rauchentwicklung wurde der Brand von Hausparteien bemerkt,
die dann den Brand löschten. Gegen den
Schlosser wurde wegen feuergefährlicher
Handlung die Anzeige erstattet.
14. November
Ein teures Schäferstündchen. Einem
Manne, der eine Nacht mit einer fragwürdigen Frauensperson zugebracht hat,
wurde aus seiner Brieftasche ein Betrag
von 1300 Lire gestohlen. Das Mädchen hat
sich inzwischen aus dem Staub gemacht
und soll sich jetzt in der Tschechoslowakei
aufhalten.
15. November
Gaunerherrlichkeit in einer Villa. Aus Igls
wird gemeldet: In der Villa „Wiesenhof“ haben fast eine Woche lang mehrere Einbre-

cher gehaust und es sich dort recht gemütlich gemacht. Die Villa, die den Erben nach
Johann Spörr gehört, war in letzter Zeit
unbewohnt. Die Diebe müssen dies ausgekundschaftet haben und sind deshalb in
die Villa eingedrungen. Jeden Abend sind
sie erschienen, haben dort gewirtschaftet,
wie wenn sie die Herren wären und beim
Fortgehen schleppten sie immer eine Menge Sachen weg. Nach ungefähr achttägiger
Herrlichkeit hat die Gendarmarie einen der
Täter, es ist ein erwerbsloser Deutscher
Wanderbursche, verhaftet. Die übrigen
sind entkommen. Außer Lebensmitteln
haben die Diebe eine große Menge Wäsche
verschleppt und zwar über 40 Leintücher,
60 Servietten, über ein Dutzend Bettüberzüge, mehrere Wolldecken, Handtücher,
Tischtücher, Vorhänge, 12 Kitzfälle, 3 Hundefälle usw. Der Gesamtschaden dürfte sich
auf 15 bis 17 Millionen Kronen belaufen.
Der eine Täter wurde genau in dem Augenblick erwischt, als er wieder eine Menge
Zeug wegschleppen wollte.