Innsbruck Informiert
Jg.2023
/ Nr.12
- S.22
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Gesamter Text dieser Seite:
Stadtgeschichte
Von den Girls zu den Grrrls
Dass Frauen mehr als die singende Zierkirsche der Popkultur sind, ist heutzutage klar. Das war aber nicht immer so.
Ein Rückblick auf drei Generationen All-Girl-Bands, von den
1960er-Jahren bis fast in die Gegenwart.
© STADTARCHIV/STADTMUSEUM (3)
von Albrecht Dornauer
I
n den 1960er-Jahren war das Rollenbild klar. Männer machen die Musik,
Girls himmeln die Boys an und sehen
dabei gut aus. Brav und sittsam sollte die
Jugend ja generell sein. Musikerinnen auf
großer Bühne vor großem Publikum gab
es in der Volksmusik schon lange zuvor,
als Jodlerinnen solo, im Duett oder im Familienverband. Im Pop dauerte es in unseren Breiten aber um einiges länger, bis sich
junge Frauen emanzipierten und genauso
hart auf die Drum-Kits trommelten und in
die Saiten griffen wie ihre gleichaltrigen
männlichen Zeitgenossen.
The Girls
Die erste reine Damenkapelle des Landes
formte sich 1967 in Innsbruck rund um die
„Kapellmeisterin“ Beatrix Mölg und ihre
Cousine Karin. Als die beiden Schwestern
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Rosmarie und Inge Husnelder davon Wind
bekamen, war die Gründung der Band The
Girls besiegelt. Sie probten täglich in verschiedenen Kellern der Stadt und spielten vor allem Coverversionen bekannter
Stars wie der Beatles, der Shadows, von
Manfred Mann oder den Surf-Klassiker
Wipeout von den Surfaris. Die Girls mit den
Bühnen-Künstlerinnennamen Trixi, Lissi,
Kitty und Putzi gingen ihre Karriere durchaus professionell an. Modisch moderne
Outfits nähten sie sich selbst, Pressefotos und Autogrammkarten wurden angefertigt, für fast jedes Konzert eine Annonce im Anzeigenteil der Tiroler Tageszeitung
geschalten. Der erste Auftritt erfolgte vor
Freunden und Familie und einem entfesselten Publikum am Minigolfplatz Hall. Engagements in verschiedenen Tiroler Orten
wie Mayrhofen oder Wörgl folgten, gleich
wie Auftritte als Mitternachtseinlage bei
Schulbällen, als Teil einer großen Show im
Eisstadion. Höhepunkt war ein Live-Auftritt bei Rosemarie Isopps österreichweit
ausgestrahlter Radiosendung Autofahrer
unterwegs. Leider zerstritt sich die Band
1968. Da es nie zu Aufnahmen kam, gibt es
bis auf bunte Erinnerungen und ein paar
Fotos keine Aufzeichnungen der ersten
All-Girl-Band Westösterreichs.
Revolution Girl-Style Now!
Rund zwanzig Jahre, also knapp eine Generation später, formierte sich Anfang der
1990er-Jahre im Sog der aus den USA kommenden Riot-Grrrl-DIY-Punk-Bewegung
die zweite All-Girl-Formation Innsbrucks.
Aus dem Innsbrucker autonomen Zentrum
Label Bachelor Records noch eine EP mit
fünf Nummern. Bald darauf folgte leider
nicht internationaler Erfolg, sondern mit
2013 das Ende der Shirleys. Dieses aber
immerhin mit dem Karrierehighlight des
Quintetts: Im Weekender Club eröffneten
sie einen legendären Abend vor Marky Ramone von den großen Ramones, der Band,
die die ganze Geschichte startete.
„Am Haven“ kommend, traten die knurrenden Miezekatzen Karin Berner, Biggi Steurer,
Geli Handle und Christel Plank ohne musikalische Ausbildung erst erfolglos als
Artfurs, Hasenband und Queens of Noise
auf, bis schließlich rotzig die Atomcats mit
„Wir haben alle Qualitäten: Wir sind fesch
und unausstehlich“ aus der Taufe gehoben
wurden. Im Jänner 1994 veröffentlichten
sie ihr erstes Demo-Tape, das ihnen zu einigen Auftritten in Linz und Wien verhalf.
Die nuklearen Katzen waren trotz klar feministischem Ansatz keine programmatische All-Girl-Kapelle und so kam es, dass
nach ein paar Jahren Pete Hofer als „Henry
The Dog“ die Drumsticks von Christel Plank
übernahm. Es folgten regelmäßige Auftritte und auch die Einladung, im Jahr 1998 in
Folke „Ledernacken“ Jensens Hamburger
Studio aufzunehmen. Leider erschienen
diese zuerst für ein internationales Label
samt Release-Tour geplanten Aufnahmen
erst Jahre später, da Leadsängerin Geli
durch Schwangerschaft nicht in der Lage
war, auf größere Reisen durch Europa zu
gehen. Der internationale Durchbruch
blieb aus, mit sympathischem Pop-PunkRock"n"Roll aus einer gesunden Mischung
von Coverversionen und eigenen Liedern
erspielte sich die Band über die Jahre ein
treues Stammpublikum. 2016 feierten sie
ihr 25-jähriges Bandjubiläum. Auftritte
gab es seither keine mehr, aufgelöst hat
sich die Band aber auch nicht.
Punk-Grrrls aus Telfs
Im Jahr 2005 trat die nächste Generation junger Power-Pop-Punk-Grrrls auf den
Plan, um ihre Spuren in der lokalen Musikgeschichte zu hinterlassen. The Shirly
MacLaines nannte sich die Combo rund
um Bandleaderin Toni Maroni mit Julia
Doolia, Letsgolisa, Shirley Kate und Anna
MacLaine. Vom „Ramones-Virus“ infiziert, gab es für sie kein Zurück mehr. Das
Kinderzimmer in Telfs diente folglich als
Proberaum und obwohl die Mädels erst
kurz zusammenspielten, erschien bereits
2006 ihre Debütsingle bei dem US-amerikanischen Label Heads Up Records. Durch
das in der Innsbrucker p.m.k. aktive Veranstaltungskollektiv Choke Media Empire
standen regelmäßige Auftritte an der Tagesordnung, auch außerhalb der Landesgrenzen in Wien oder Berlin. Im Jahr 2012
veröffentlichte das Choke Media eigene
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